GIESSEN – Erneuter Heimsieg bei „Rund um das Stadttheater“: Nach Moritz Schütz im Vorjahr gewinnt Jan-Niklas Droste den „Großen Preis der Sparkasse Gießen“. Und auch der Nachwuchs nutzte den lange ersehnten Auftritt vor heimischem Publikum.
„Das war richtig schwer heute“, sagte der inzwischen von Gießen weggezogene ehemalige Radprofi Jan-Niklas Droste im Trikot der RSG Gießen und Wieseck. Ein Ausreißer-Duo hatte ihm während der 80 Runden rund um das Stadttheater wertvolle Punkte und damit beinahe auch den Tagessieg weggeschnappt. Doch vor dem Finale drückte Droste dem Rennen mit einem Kraftakt seinen Stempel auf und hatte auch im Schlussspurt die richtige Taktik mit der dazugehörigen Kraft in den Beinen.
Gutes Gespür für den Rennverlauf bewies am Vormittag auch schon der heimische Nachwuchs: Tim Nissel von der RV Gießen-Kleinlinden sicherte sich den Sieg im Rennen Schüler U11 vor Maya Luisa Grund vom RV Sossenheim und Linus Fahrendorff von der Tuspo Weende Göttingen.
Ehrgeiziger Nachwuchs
In einem packenden Sprintfinale wurde das zeitgleich gestartete Rennen der U13-Fahrer entschieden, in dem Thorben Jost von der RSG Gießen und Wieseck nach 32:57 Minuten Renndauer nur knapp Hannah Buch von der Tuspo Weende Göttingen unterlag, nachdem er sich im Verlauf der 25 Runden immer wieder an den Prämiensprints auf der Johannesstraße beteiligt hatte. Ohne heimische Fahrer auf dem Podium ging das Rennen der U15-Klasse aus, die bereits, wie auch die nachfolgenden Rennklassen, ihren Sieger in regelmäßigen Punktesprints ermittelten. Hier zeigten Neuzugang Lennert Richtberg von der RSG Gießen und Wieseck und Florian Wiegand von der RV Gießen-Kleinlinden aber großen Kampfgeist und, dass sie daran arbeiten, sich bei kommenden Auflagen von „Rund um das Stadttheater“ einmal ganz vorne zu platzieren.
Zimmer verpasst Podium knapp
Sein Können einmal vor heimischem Publikum zu zeigen bewegte den Vetzberger Niclas Zimmer von der RSG Gießen und Wieseck zu einer Nachmeldung für das Jugendrennen der U17. Der Mountainbiker machte zwischen den erfahrenen Straßenfahrern eine gute Figur und lag bis zur Hälfte des 50 Runden langen Rennens sogar in Führung. Als finaler Vierter musste er den stärkeren Sprintern, Moritz Riedmann (RV Concordia Karbach), Marek Lukas (Radsport Rhein-Neckar) und Florian Kuhlmann (RSG Buchenau), die Plätze auf dem Siegerpodest nur knapp überlassen.
Souveräner Sieg im Hobbyrennen
Weil er bereits zahlreiche Punkte eingefahren hatte stand Marco Lenck vom Sebamed Racingteam früh als Sieger des 25 Runden dauernden Hobbyrennens fest. Dahinter freuten sich Dirk Rademacher vom „Deko Sport“ Leihgestern und Mirco Holzhauer von der MT-Melsungen über die Plätze zwei und drei. Christoph Seibert von der RSG Frankfurt war einziger Starter im Fette-Reifen-Rennen für die jüngsten Nachwuchsfahrer ohne Rennlizenz. Er durfte sich mit Torsten Günther, dem Vorsitzenden der RSG Gießen und Wieseck, der auf einem historischen Radball-Rad fuhr, ein direktes Duell liefern und sich mit weitem Vorsprung dank besserer Übersetzung über großen Beifall auf der gut besuchten Start- und Zielgerade freuen.
Hockauf mit Erfahrung Vierter
Zahlreiche Nachmeldungen erfreuten die ausrichtende RSG Gießen und Wieseck. Im Rennen der Junioren entschieden sich trotz zahlreicher namhafter Parallelveranstaltungen an diesem Tag noch Fahrer aus Unna, Oberhausen und Berlin für einen Start in Gießen. Das machte Neuzugang Moritz Horn (RSG Gießen und Wieseck) das Rennen zwar noch etwas schwerer – sein Kampfgeist wurde jedoch mit Platz 16 belohnt, während das Podium der Junioren in der Hand von Tim Auer (RSV Oberhausen), Marc Dörrie (RC Bellheim) und Henrik Hamm (RSC Landau) war.
Im einsetzten Regen kam es dann zu einigen Stürzen, die jedoch alle glimpflich verliefen. „Die Stürze passierten wegen Fahrfehlern, weil Fahrer zu eng oder zu schnell in die Kurve gingen“, erkannte Thomas Hockauf, der sich als amtierender Vize-Europameister im Radcross mit rutschigem Untergrund bestens auskennt und seine Erfahrung in Platz vier im Rennen der Masterskategorie (Senioren II/III) umsetzen konnte, während das Podium durch Lars Götzler (RSV Nassovia Limburg), den Wißmarer Martin Fischer (RSC Mars-Rotweiss Frankfurt) und Thomas Hädrich (RC 07 Fulda) trotzdem fest in hessischer Hand war.
Nickel achtbarer Sechster
Zum „Preis der Stadt Gießen“ für die Elitefahrer der C-Klasse musste Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz dann den Regenschirm öffnen und der Regen hielt auch während der 80 veranschlagten Runden an, deren Strapazen den Fahrern ins Gesicht geschrieben standen. Nach Stürzen, Defekten oder weil sie ihre Chancen davonschwimmen sahen dezimierte sich das Fahrerfeld zusehends, was zur seltenen Situation führte, dass von 22 im Rennen befindlichen Fahrern 18 Mann mit Punkten aus Wertungssprints versehen waren. Dazwischen mischte Radek Nickel von der RSG Gießen und Wieseck als Einzelkämpfer mit und fuhr mit Platz sechs ein achtbares Ergebnis ein.
Droste lässt sich den Heimsieg nicht nehmen
Mit viel Vorfreude gingen das Ausrichter-Duo Jan-Niklas Droste und Gerrit Henrich sowie Alister Clay von der RV Gießen-Kleinlinden, der in der Vorwoche mit Platz zwei seinen Klassenerhalt geschafft hat in den „Großen Preis der Sparkasse Gießen“, den Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz und Ilona Roth von der Sparkasse Gießen mit einem gemeinsamen Startschuss eröffneten. Die Elitefahrer der A- und B-Klasse mit den Profis der Kontinental-Teams wollten gerade die erste von 80 Runden abschließen, als ein Sturz für unverhofft frühe Spannung sorgte. Die Lokalmatadore Clay und Droste waren eingangs der Johannesstraße gestürzt und in die Absperrung gerutscht. Während Droste die so genannte Rundenvergütung nutzen und nach einer Runde an gleicher Position wie zuvor wieder weiterfahren konnte war das Rennen für Alister Clay mit Prellungen und Abschürfungen bereits beendet, bevor es richtig begonnen hatte.
Ausreißer auf Punktejagd
„Das sieht hart aus“ kommentierte Vorjahressieger Moritz Schütz aus den Reihen der Zuschauer die verregnete Tempojagd der Höchstligafahrer und mit jeder Runde wurde deutlicher, dass der Tagessieg ein schweres Stück Arbeit sein würde. Zwischen den starken Teams aus Betzdorf und Melsungen mussten Droste und Henrich mit ihren Kräften Haushalten. So setzte sich Robin Fischer vom RSV Nassovia Limburg im Trikot des Bundesligateams GF-Pro Fachklinik Dr. Herzog zur Hälfte des Rennens als Ausreißer ab. In Christian Noll vom RSC Betzdorf bekam er dann noch einen Begleiter und das Duo setzte sich mit fast einer halben Runde Vorsprung immer deutlicher ab.
Alles auf den Schlussspurt gesetzt
Ihr dabei immer voller werdendes Punktekonto ließ für Droste zehn Runden vor Schluss die Alarmglocken klingeln und er setzte all seine Kraft in die Nachführarbeit. Auch er hatte in Philipp Sohn (Melsunger TG) vom Regio Team SF einen guten Begleiter, so dass aus der Fluchtgruppe und dem Verfolgern-Duo ein Quartett entstand, das das Finale unter sich ausmachte. Mit der zu erreichenden doppelten Punktzahl aus dem Schlussspurt hätte Droste der Tagessieg noch weggeschnappt werden können, doch auch die Zuschauer bauten auf seine Erfahrung und er selbst wusste, dass er als Dritter des finalen Spurts ausreichend viele Punkte eingefahren und den Heimsieg damit sicher hatte. Vor Sohn und Noll durfte sich Droste damit den traditionellen Siegerkranz der jüngsten Auflage von „Rund um das Stadttheater“ umlegen. (sd | Fotos: Laut)
Eine Bilderstrecke von „Rund um das Stadttheater“ finden Sie hier.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.