GIESSEN – Es war sein zehnter Sieg in dieser Saison und vermutlich auch sein schönster: Nachwuchsfahrer Tim Nissel von der RV Gießen-Kleinlinden hat sich den Heimsieg im Rennen der Schülerklasse U11 bei „Rund um das Stadttheater“ gesichert.
Wie man sich im entscheidenden Moment durchsetzt und als Sieger auf der Zielgerade so richtig jubelt konnte Tim Nissel bei 13 Siegen in seiner dreijährigen Laufbahn schon zur Genüge üben. Entsprechend selbstbewusst war der Nachwuchsfahrer in das Eröffnungsrennen der jüngsten Auflage von „Rund um das Stadttheater“ gestartet. Dass ihn der Heimsieg reizen würde, wussten offensichtlich auch Nissels Gegner, die sich entsprechend wachsam an sein Hinterrad hefteten. Von dort konnte er sie aber souverän abschütteln, als er nach 15 Runden (zwölf Kilometer) zum Zielsprint auf der Johannesstraße ansetzte und wie ein großer Profi über seinen Heimsieg jubelte. Das neu gestaltete Trikot der RV Gießen-Kleinlinden feierte damit ganz nebenbei eine erfolgreiche Premiere.
Während die Podiumsplätze der übrigen Nachwuchsklassen an auswärtige Fahrer gingen, hatte der heimische Nachwuchs im Fette-Reifen-Rennen ohne Rennlizenz seinen großen Auftritt. Das jüngste Starterfeld des Tages fuhr, angeführt vom Pizza-Maus-Maskottchen im Führungsfahrzeug, fünf Runden um den Tagessieg. Den sicherte sich Isabelle Gentzik vor Gevi Strasas und Jan Nissel, der damit als Drittplatzierter, wie sein älterer Bruder Tim Nissel am Morgen, auf dem Podium stand. Platz sieben erreichte Marlene Clay, die Tochter von Elitefahrer Alister Clay.
Anders‘ Attacke sorgt für Aufsehen
Das Rennen bestmöglich zu kontrollieren und gemeinsam zu agieren, hatten sich die heimischen Starter im Jedermannrennen vorgenommen. Alexander Koop von der RV Gießen-Kleinlinden führte das Feld zu Beginn der 25 zu fahrenden Runden an, ehe die Konkurrenz mit Tempoverschärfungen und Fluchtversuchen begann, die das Feld in zwei Teile auseinanderrissen. Für Alarmstimmung im Feld und Begeisterung am Streckenrand sorgte dann der Antritt von Florian Anders, der mit mächtig Vortrieb rasch über eine halbe Runde Vorsprung herausgefahren und die Verfolgergruppe überrundet hatte. Sein Antritt war so stark, dass ihm selbst das Streckensprecherduo aus dem erfahrenen Hasso Redenz und Neuzugang Christoph Weber-Maikler zeitweise nicht mehr folgen konnte. Nach einigen Runden war der Soloritt von Florian Anders aber wieder vereitelt und er sparte seine Kräfte für das kurz darauf folgende Finale in dem er sich mit Sprintstärke als Tagessieger durchsetzte. Sein überglückliches Grinsen hielt auch nach der Siegerehrung noch eine ganze Weile an. Zweiter wurde, wie schon im Vorjahr, Dirk Rademacher als Leihgestern. Markus Hoffmann vom RSC Betzdorf kam auf Platz drei. Vollen Einsatz für sein Heimrennen zeigte auch Martin Aslan von der ausrichtenden RSG Gießen und Wieseck: Der Notfallsanitäter hatte für die Dauer des Rennens eine Ablösung in der Dienststelle gefunden und war bei seiner Premiere begeistert, wie sich das 800 Meter lange Innenstadtkurs fahren ließ auf dem er Platz 14 erreichte, bevor es in die Dusche und zurück zum Dienst ging.
Niclas Zimmer Zweiter der Junioren
Drei absolute Experten für schnelle Rundkurse, wie den um das Gießener Stadttheater, konnte man im gemeinsamen Rennen der Senioren II/III und Junioren erleben. Viktor Slavik (RV Kassel/RMO-Master-Team), Alberto Konz (RV Beitz Oberbexbach) und Andreas Vach (TV Jahn Siegen/Adam Donner Master Racing Team) hatten sich gleich zu Beginn abgesetzt und ein so dickes Punktepolster in den Wertungssprints für den Tagessieg eingefahren, dass sie souverän in dieser Reihenfolge auf dem Podium standen. Dort wollten sie aber auch rasch wieder runter, denn am Nachmittag hatten sie, ihrer überlegenen Verfassung und Taktik entsprechend, noch einen zweiten Renneinsatz andernorts geplant. Der Wißmarer Martin Fischer (MRW Frankfurt) und Christian Schmidt von der RSG Gießen und Wieseck schafften es auf den Plätzen neun und zehn mit jeweils einem ersprinteten Punkt in die Topten. Juniorenfahrer Niclas Zimmer von der RSG Gießen und Wieseck, der als erfahrener Mountainbiker seit einigen Jahren seine Fähigkeiten auf dem Straßenrad zum Einsatz bringt, wurde Zweiter hinter dem ausgewiesenen Sprint Paul Verstappen von der RSG Buchenau.
Das Rennen der Eliteklasse C um den „Preis der Stadt Gießen“ über 80 Runden war fest in der Hand von Lorenz Tegl (Radunion Wangen) und Johanes Schäfer (RC 07 Fulda), die das Feld überrundet und damit die ersten beiden Plätze bereits sicher hatten. Bastian Ziemann (RSC Betzdorf), der anfangs mit zur Fluchtgruppe zählte, kam mit den dabei errungenen Wertungspunkten auf Platz drei. Die Ehrungen und Glückwünsche überbrachten Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz und Sportamtsleiter Tobias Erben.
Schütz nach Aussetzer wieder auf dem Podium
Der „Große Preis der Sparkasse Gießen“ sah ebenfalls 80 Runden für die Höchstliga-Elitefahrer der A- und B-Klasse vor. Nach einem Jahr Pause war Moritz Schütz wieder mit von der Partie, der seit dieser Saison für die RSG Gießen und Wieseck fährt. Wie heiß umkämpft der Tagessieg in diesem Rennen war zeigt, dass19 Fahrer während der 64 Rennkilometer Wertungspunkte einfuhren – darunter auch Tim Becker (Platz 14) und Victor Brück (Platz 19) die am Vortag noch ein schweres Bundesligarennen über 147 Kilometer und 3.500 Höhenmeter bestritten hatten. Dessen Sieger, Robert Müller vom Team Heizomat, war ebenfalls zu „Rund um das Stadttheater“ gekommen. Der Weg sollte sich gelohnt haben, denn Müller ergatterte sich mit 42 Punkten den Tagessieg vor Moritz Schütz (33 Punkte) und Nico Brenner (23 Punkte, RSC Rheinbach) auf Platz drei. Der wiederum durfte sich auch als Sieger fühlen, denn Brenner hatte bereits im Juni das bundesoffene Eliterennen im Rahmen der Bezirksmeisterschaft in Burkhardsfelden gewonnen. In der Kombination der beiden Rennen gewann Nico Brenner die ausgelobte Gesamtwertung der IB-Horn Geothermie-Cup 2016. (sd/ts | Fotos: Stephan Dietel)
Eine Bilderstrecke vom Renntag finden Sie hier.
REDAKTION | Dein Sport. Dein Revier. Wir berichten von hier.
Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.
Kommentare sind geschlossen.