DAUTPHE – Die Deutsche Meisterschaft der U23-Fahrer war das bisher größte Rennen der Vereinsgeschichte und zugleich die größte Prüfung für die Mitglieder der ausrichtenden RSG Buchenau. Am Ende wurde der Meister gefeiert und danach die Macher des Renntages.
Die Elite der deutschen Nachwuchs-Radsportler der U23-Klasse war gekommen um den besten Fahrer dieser Saison zu ermitteln. Radsport-Deutschland blickte nach Dautphe, auf das Dautphetal und die Arbeit der RSG Buchenau.
Früher als der viel zitierte frühe Vogel waren die Helfer aufgestanden um den Renntag final vorzubereiten. Und wie es sich für eine Prüfung gehört, war auch Aufregung hier und da zu spüren. Doch die RSG-ler wussten, dass sie gut vorbereitet waren – in den Veranstaltungen der vergangenen Jahren viel gelernt und bei drei Bundesliga-Rennen auf dem Rundkurs der DM viel Erfahrung gesammelt hatten. Das wusste auch Bürgermeister Bernd Schmidt und war voll des Dankes für die RSG Buchenau, sich der Aufgabe der DM-Austragung angenommen zu haben und dafür, dass der Bund Deutscher Radfahrer die Deutsche Meisterschaft in die Gemeinde Dautphetal vergeben hatte.
Alle Sparten im Einsatz
„Es ist angerichtet“, sagte Roland Wagner zum Startschuss des Jedermann-Rennens, das auch einigen Buchenauer Fahrern eine Startmöglichkeit bot, bevor sie anschließend in Helferdienste auf und an der 9,4 Kilometer langen Runde wechselten. Aktive oder ehemalige Rennfahrer, deren Eltern oder Radtourenfahrer brachten in ganz unterschiedlichen Funktionen ihr Radsportwissen ein und wussten um die ehrenvolle Aufgaben, der Deutschen Meisterschaft eine würdige Austragung zu bereiten. Auf Unterkünfte in der ganzen Gemeinde verteilt, hatten die Teams im Dautphetal übernachtet und während die Jedermänner am Sonntagmorgen noch ihre Runden drehten, mit den Rennvorbereitungen begonnen. Und die waren nicht unerheblich, war die Renndistanz mit 188 Kilometern Länge selbst für eine Deutsche Meisterschaft sehr lang. Mit einer Unterschrift in der Starterliste mussten die Fahrer belegen, dass sie zum Rennen angetreten waren.
Auf Tuchfühlung beim Einschreiben
Großer Rummel herrschte zur so genannten Einschreibkontrolle bei Start und Ziel an der Gladenbacher Straße, konnte man die Teams hierbei einmal in voller Stärke auflaufen sehen und im Interview etwas zu ihrer bisherigen sportlichen Laufbahn und den Meinungen zur Strecke erfahren. Von der jeweiligen Teamtaktik verrieten sie dabei natürlich nur wenig. Mit Sprintern, Bergfahrern oder Allroundern aufgestellt sahen die Vorhaben mitunter auch sehr unterschiedlich aus.
Etablierte Zuschauermagnete an der Strecke
Ein sehr hohes Anfangstempo von über 41 Kilometern in der Stunde zeigte, dass es eine anspruchsvolle Meisterschaft auf selektiver Strecke werden würde. Und auch zur Mittagszeit, als schon gut zwei der erwarteten rund viereinhalb Stunden Fahrzeit zum Meistertitel absolviert waren, kehrte kein Funken von „Mittagsruhe“ ein. Hinter dem Ortsausgang von Dautphe war nach 50 Kilometern der Renndistanz „Essen fassen“ erlaubt und auch dringend empfohlen, wenn man nach 188 Kilometern zum 20. Mal die ansteigende Zielgerade bewältigen und eventuell noch um den Titel sprinten wollen würde. Die Bundestrainer Ralf Grabsch und Patrick Moster begutachteten das Treiben aus dem Begleitfahrzeug um die Startplätze für die kommende Weltmeisterschaft optimal zu besetzen. Auch in den Ortsdurchfahrten von Silberg und Hommertshausen hatten die Zuschauer an die Verpflegung und ein Durchhalten bei der Anfeuerung der Fahrer gedacht und sich entsprechend auf die lange Renndistanz eingestellt. Neben dem Start- und Zielbereich sowie der Verpflegungszone und dem höchsten Punkt der Strecke hinter Dautphe waren diese Stellen echte Zuschauermagnete, die auch die Verantwortlichen des Bund Deutscher Radfahrer begeisterten – und die sind mit der Radbundesliga und Nationalkadereinsätzen viele hochkarätige Rennen gewohnt.
Kanter gewinnt aus der finalen Gruppe
Zu Beginn der letzten Rennstunde hatten sich die Reihen der 135 ins Rennen gegangenen Fahrer schon merklich gelichtet und es setzte in Vorbereitung des Finales ein Tempogemetzel ein, dass das Stundenmittel des Beginns noch immer nicht unter 41 Kilometer fallen ließ. Immer wieder wurde das Fahrerfeld auf der ansteigenden Start-Ziel-Gerade von den Bergspezialisten in mehrere Gruppen zerrissen. Aus der zuletzt entstandenen ging dann Max Kanter vom Development Team Sunweb in einem packenden Bergaufsprint als neuer Deutscher Meister hervor. Dass ihm beim Siegerinterview und der Schilderung des Rennverlaufs dann irgendwann die Luft ausging, zeigte wie schwer die Strecke zum Titel im Dautphetal war. Und die Siegerehrung inklusive Nationalhymne durfte dann auch als eine Ehrung für die RSG Buchenau, ihre Mitglieder, die Gemeinde und die vielen Helfer, die zum Gelingen des größten Radrennens in der Region beigetragen haben, verstanden werden. Die Ehren-Auszeichnung vom Hessischen Radfahrerverband für den Vereinsvorsitzenden Roland Wagner komplettierte damit die Anerkennung für den vergleichsweise kleinen Verein.
Gelobt und gerührt
„Das war einfach top, top, top“, lobte Bürgermeister Bernd Schmidt, der an diesem Tag seinen Geburtstag an der Rennstrecke verbrachte. Und als er als Geschenk zu seinem Geburtstag ebenfalls ein Deutsches Meistertrikot mit den Unterschriften der Medaillenträger überreicht bekam, war auch Schmidt sichtlich gerührt. „Ich freue mich, wenn einem Bürgermeister mal die Worte fehlen“, sagte BDR-Vizepräsident Günter Schabel, und betonte, dass er sehr gerne wieder mit einem Rennen in die Gemeinde kommen würde. Ein paar Tage Pause dürften die RSG-ler jetzt aber brauchen, bis sie sich vielleicht das nächste Rennen zur Aufgabe machen. (sd | Fotos: Stephan Dietel)
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.
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