GIESSEN – Eine wörtlich genommen steile Laufbahn hat der Gießener Daniel Mauser eingeschlagen, seit er im Jahr 2014 mit dem Radsport begonnen und ein Faible für schnelle Höhenmeter entwickelt hat. Und er kann scheinbar nicht genug bekommen.
Daniel Mausers Everesting in Krofdorf war bereits die dritte erfolgreiche Nonstop-Jagd nach Höhenmetern auf dem Rennrad. Bekannt wie ein bunter Hund ist er in der mittelhessischen Radsportszene aber trotzdem nicht.
„Viele dürften mich kennen, ohne mich wirklich zu kennen“, sagt Mauser. Einige Radsportler verfolgen Mausers Leistungen auf einer Online-Plattform, in der er die Daten seiner Ausfahrten aufzeichnet. Dort sind etliche Höchstleistungen des Sportlers dokumentiert, der im persönlichen Gespräch vor allem eines ist: Absolut bescheiden. „Ich kann gut teilen“, sagt Mauser mit einem Schmunzeln darüber, dass er auf der Online-Plattform „Strava“ den uneinholbar scheinenden Streckenrekord von 1:07 Minuten über die Straße „Auf dem Falkenberg“ in Krofdorf gemeinsam mit dem Mountainbike-Lokalmatador Noah Jung innehat.
Sich mit anderen zu messen ist ohnehin nicht sein Ding. Das fand er heraus, als er in seinem Anfangsjahr 2014 ein Bergzeitfahren bei Schotten bestritt. Es blieb bis heute seine einzige Teilnahme an einem Radrennen. Daniel Mauser setzt sich seine Ziele lieber selbst und meistert sie als Solist. Im Jahr 2008 kam der gebürtige Heilbronner zum Studium nach Gießen. Im Tanzen und bei Übungen auf der Slackline, einer Trendsportart ähnlich dem Seiltanzen, zeigte er damals sportliche Höchstleistungen. Durch eine Nachbarin fand er im Jahr 2014 zum Rennradfahren. Auf einer Weihnachtsfeier unter Radsportlern hörte er vom „Everesting“, dem Sammeln von Höhenmetern mit dem Rennrad, und nahm sich die Anstiege rund um Gießen zum Ziel. Nach einem schweren Radunfall in einer Abfahrt wäre im Jahr 2015 aber fast schon wieder Schluss gewesen mit Mausers Radsportlaufbahn. Doch mit seiner Genesung kehrte auch die Lust am Radfahren wieder zurück.
Radsportlaufbahn mit regelmäßigen Extremen
Seine vergleichsweise kurze Historie im Radsport ist gespickt mit markanten Leistungen. Wenn es in die Heimat nach Heilbronn oder zum Urlaub in die Berge ging, nahm Mauser gerne mal das Fahrrad und folgte seiner Familie, die mit dem Auto voraus gefahren war. So kamen auch mal 350 Kilometer an einem Tag zusammen. Für lange Distanzen und viele Höhenmeter wollte Mauser aber immer weniger gerne weit wegfahren. Im Jahr 2018 bestritt er sein erstes Everesting am 2.383 Meter hohen Flüelapass in der Schweiz und sammelte dort rund 9.000 Höhenmeter auf 281 Kilometern. Für das zweite Everesting-Abenteuer wählte er 2019 eine Strecke am Aartalsee und knackte dabei die 400-Kilometer-Marke bei 10.000 Höhenmetern. Danach setzte er sich eine möglichst große durchschnittliche Steigung zum Ziel. Eine kurze Strecke mit maximalen Höhenmetern fand er fast vor der Haustür auf dem Falkenberg in Krofdorf und begann sein Training an dem Anstieg. Die meisten seiner Ausfahrten führten fortan dorthin. Nur einmal im Monat machte er für eine 100-Kilometer-Fahrt eine Ausnahme.
Gut 3.000 Mal ist Daniel Mauser die Straße am Falkenberg zur Vorbereitung gefahren, bevor er die 8.848 Höhenmeter nonstop für das „Everesting“ in Angriff nahm. Statt unter den Strapazen zu leiden, erfreute sich Mauser an der schnell wachsende Summe an Höhenmetern, durch die er sich erneut in die Online-Liste der erfolgreichen Everesting-Ausfahrten eintragen konnte. Und ein neues Ziel für das nächste Everesting in Mittelhessen sei auch schon gefunden, verriet der sonst so bescheidene Extrem-Radsportler, mit einem ausgeprägten Faible für Höhenmeter. (Text: sd | Foto: Stephan Dietel)
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.