Ein guter Abgang im Ressort MTB

REDAKTION – Seit sechs Jahren leitet Matthias Steinberger unser Ressort des Mountainbikesports. Durch sein Engagement erhielten einzelne Disziplinen einen beachtlichen Aufschwung. Nun gibt er seine redaktionelle Ruhephase bekannt.

„Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören!“, ich habe den Spruch nie verstanden. Demzufolge hätte ich das Radfahren längst an den Nagel hängen sollen? Gut, dass ich sesshaft geblieben bin. Denn immer, wenn das Radfahren schön gewesen ist, folgten Zeiten in denen es nochmals schöner wurde. Anders gesprochen entdeckte ich immer neue Facetten.

Die Facetten des Radsports sind unerschöpflich. In den vergangenen sechs Jahren durfte ich, dank Stephan Dietel’s Lebenswerk, die Facette des redaktionellen Radsports kennenlernen. Für mich eine besonders schöne und wertvolle Zeit. Doch entgegen meiner Philosophie des Radfahrens kann ich im Bürostuhl nicht sesshaft bleiben. Schweren Herzens ziehe ich mich für unbestimmte Zeit aus meinem Ressort Mountainbike zurück. Insgeheim bin ich bereits seit Ende Mai „raus“ aus dem Ressort. Einzelnen von euch ist der Umstand, in Form einer reduzierten Berichterstattung, unlängst aufgefallen.

Regenerationspause

Es mangelt keinesfalls an Interesse und Anerkennung, sondern an der Zeit für die Zeilen. Auf meiner Tastatur entstanden sie größtenteils in den Geisterstunden. Im folgenden Morgengrauen war es auch ein solches, das mich oft aus dem Spiegel anstarrte. Weniger erschreckend als eine Mitfahrt in Gruppe Eins, aber gefühlt ein ähnlicher Drop. Die anaerobe Schwelle führt derzeit lediglich bis zum nächsten Bäcker. Der meines Vertrauens backt fortan kleinere Brötchen.

Sechs intensive Jahre bot ich euch, in Zusammenarbeit mit Stephan Dietel, auf unseren Radsportnachrichten eine erweiterte Bühne. Allen voran den MTB-Disziplinen, aber auch Ressort übergreifend der mittelhessischen Welt des Straßen- und Kunstradsports. Mehr als 460 Berichte stehen hinter meinem Namen. In deren Inhalt offenbarte ich euch ehrliche Anerkennung, sowie viel Lob und Wertschätzung für erbrachte Leistungen. Mir war es wichtig, Personen und deren Disziplin stets in den Vordergrund zu rücken. Denn ihr seid es, die den Radsport besonders machen! Das ich für euch und unseren Sport nun äußerst bedauere: Zukünftig wird aus Mittelhessen weniger darüber zu lesen sein. Doch behalte ich eure Erfolge, Leistungen und Veranstaltungen nach wie vor mit großer Bewunderung im Fokus. Auf Versammlungen und Sitzungen einzelner Radsportverbände bin ich weiterhin euer V-Mann und berichte als Fachwart MTB auch über den Radsportbezirk Lahn hinaus.

Archivfotos: Bastian Jäckel (li. u. re.) / Jannes Möll (Mitte)
Mehr Würdigung für ein Ehrenamt

Meine Beitragsflut der vergangenen Jahre lässt sich redaktionell, alleine durch Stephan, nicht vollumfänglich bewerkstelligen. Seit Juni deckt er das Ressort MTB mit ab. Er versucht unermüdlich allen Bereichen gerecht zu werden und dafür sollten wir ihm alle dankbar sein. Mit dankbar, meine ich nachsichtig, respektvoll und anerkennend für seine wertvolle Arbeit, die er seit 22 Jahren für euch in den regionalen Radsport investiert. Das ist keine Selbstverständlichkeit! In dem Zusammenhang empfinde ich es traurig und geschmacklos, welche haltlosen Nachrichten uns vereinzelt erreichten. Beispielsweise nach einem Einzelzeitfahren mit Landesmeisterschaften, bei denen der redaktionelle Schwerpunkt auf eben dieser Wertung lag, fehlte einem Teilnehmer des Jedermannrennens offensichtlich die Leuchtreklame seiner Fabelzeit in der Berichterstattung. Daraufhin wurde nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch in den hinterlassenen Zeilen kraftvoll hineingetreten – in Stephan’s mangelhaften Journalismus. Äußerst beschämend. Doch für wen eigentlich? Glücklicherweise ist es ein Auszug von wenigen Ausnahmen.

Denkt bitte alle stets daran, zu welchem Benefiz euch Stephan durch seine Radsportnachrichten verhilft. Wer liest unter großen Überschriften von euren Erfolgen oder Events, wenn auch er sich zukünftig zurücknimmt? Wer von euch setzt sich nach seinem Job, Training und dem ins Bett bringen der Kinder oder Bikes noch über die Tastatur um Berichte über sich selbst zu schreiben? Da grenzt es doch schon nahezu an ein Wunder, dass im kleinen Ortsteil Rödgen jemand sitzt, der das unentgeltlich für euch übernimmt. Aus Anerkennung!

Redaktionelle Beihilfe

Ich persönlich bin froh, dass Stephan nach all den Jahren und Vorfällen dran bleibt – für euch! Nachdem ich ihm 2018 einfach nur „Danke“ für seine Radsportnachrichten sagen wollte, fand ich mich wenige Tage später mit einem Presseausweis bei den Deutschen Straßenmeisterschaften in Einhausen vor. Wurde durch den Innenraum eines Teamfahrzeuges geschleudert und mit Fotografenweste hautnah an die Profis herangeführt. Schrieb während einer Pressekonferenz, zwischen der neuen Titelträgerin Liane Lippert und der ARD Sportschau sitzend, meinen ersten Bericht für Radsportnachrichten. Einem damaligen Gerichtsurteil zur Folge muss ich aussagen, dass ich es freiwillig und ungezwungen tat. Stephan fand danach auch außergerichtlich einen Weg, mich für eine weitere Mitarbeit zu motivieren. Dabei musste man mich überhaupt nicht bitten, denn ich unterstützte ihn gerne. Aus Dankbarkeit und persönlichem Interesse gegenüber des Radsports. Für mich eine Möglichkeit, dem Sport etwas zurückzugeben. (Anm.: Ein gerichtliches Verfahren ist nie erfolgt und zu Zwecken der Belustigung frei erfunden.)

Wahre Freu(n)de

Nehmen wir allen Spaß bei Seite, wäre ich keine sechs Jahre für Radsportnachrichten im Einsatz gewesen. Denn außerordentlichen Spaß hatten und haben Stephan Dietel, Tobias Zappe und ich hinter dem Namen der Redaktion reichlich! Den brauchten wir auch. Daher für mich oftmals fragwürdig, wie andere lauthals über Events berichteten, auf denen wir gute Stimmungen vorfanden und uns nie beschweren konnten. Letztlich alles eine Frage der Perspektive und passenden Einstellungen. Das gilt sowohl für das, das jemandem aus dem Hals, aber auch um den Hals hängt. Dahingehend danke ich der Szene für ihre freundliche Aufnahme, anerkannte Wahrnehmung, sympathischen Gespräche und das entgegengebrachte Vertrauen gegenüber meiner Zeilen.

Kein Ausreißer mit Fluchtversuch

Ich bleibe den Radsportnachrichten aus Mittelhessen nicht komplett fern, sondern unterstütze Stephan im Hintergrund weiter. Nach all den gemeinsamen Erlebnissen, sowie hohen Verschuldungen durch seine Ausgaben für Speisen und Trank, helfe ich Stephan alleine aus einer wertvollen Freundschaft heraus.

Stephan, ich danke Dir für den kostenfreien Eintritt in Deine redaktionelle Welt des Radsports. Im Gegensatz zu mir wusstest Du von Beginn an, dass ich über mich hinauswachsen werde. Ich wünsche Dir, nicht nur aus finanzieller Sicht, weitere tatkräftige Unterstützung um Deine Radsportnachrichten aus Mittelhessen weiterhin am Leben zu halten.

Archivfoto: Alexander Rebs
Sechs Jahre Unterstützung in unzähligen Stunden

Matthias ist ein passionierter Ausdauersportler, dem es in den vergangenen sechs Jahren keineswegs an Freizeitbeschäftigungen mangelte. Im Gegenteil: In der Redaktion fragte man sich oft, wann er die Zeit für seine Recherchen und Berichterstattungen fand. Ein Blick in die Sicherungszeiten verriet es. In der Manier eines Langstreckenfahrers, der unsupported mehr als 24 Stunden im Sattel sitzen kann, schrieb Matthias oftmals in den Nachtstunden – zwischen Hauptberuf und Freizeit. Neben seiner Unterstützung unserer Radsportnachrichten nahm er an Wettkämpfen teil, fuhr nahezu täglich Rad, leitete phasenweise zweimal wöchentlich einen Bike- und Lauftreff im Hochschulsport, nahm Termine einzelner Radverbände wahr und absolvierte zuletzt eine Ausbildung zum DOSB-Trainer für Leistungsradsport. Guten Gewissens kann der Wahl-Gießener sein Engagement für den redaktionellen Radsport einschränken um zukünftig den Nachwuchs des Radsports zu unterstützen.

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Matthias Steinberger
Stv. Redaktionsleitung | Leitung Fotoredaktion | Ressortleitung Mountainbike, Radreise, Technik | Formatchef "Wohin am Wochenende" | mst@radsportnachrichten.com

Wohnt in Gießen, treibt seit dem Jahr 2018 das Ressort Mountainbike voran und ist Erfinder und Leiter des Formats "Wohin am Wochenende". Als Stv. Redaktionsleiter ist er eine Säule der Redaktion und zählt zum Inventar. Seine Wurzeln liegen im XC-Sport und führten durch mehrere Stationen. Der noch immer aktive Ausdauersportler ist keineswegs festgefahren. In unserer Redaktion stürzt er sich voller Begeisterung in die Welt des Radsports.

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