GIESSEN – Der Landkreis Gießen koordiniert derzeit ein Großprojekt zur Freude von Radfahrern: Im Auftrag des Landkreises Gießen wurde ein 1030 Kilometer umfassendes Radroutennetz ausgearbeitet, dessen praktische Umsetzung im Frühjahr begonnen wird.
„Dieses neue Radroutennetz schließt mit zahlreichen Querverbindungen alle Orts- und Stadteile im Landkreis an das Radroutennetz sinnvoll an. Das derzeitig gültige Radroutennetz mit seinen 13 Sternrouten ohne Querverbindungen und einer veralteten und lückenhaften Beschilderung aus dem Jahr 1993 musste dringend überarbeitet werden“, begründet die Gießener Landrätin Anita Schneider das Engagement des Landkreises bei der Vorstellung des neuen Radroutennetzes. Die Vertreter der Kommunen im Landkreis Gießen erhielten nun auf USB-Sticks die Dokumentation der ausgewählten Radrouten mit allen wichtigen Informationen für die jeweilige Gemarkung.
Umsetzung in Abschnitten
In den nächsten Jahren soll das neue Radroutennetz mit einer einheitlichen grün-weißen Radwegebeschilderung versehen werden. „Wir werden Baustein für Baustein in die Umsetzung einer systematischen und einheitlichen Fahrradwegweisung gehen und fangen mit sieben touristischen Radrouten an“, erläutert Landrätin Schneider das Projekt. Zum ersten Baustein der sieben touristischen Radrouten wurde auch ein Förderantrag beim zuständigen Hessischen Wirtschaftsministerium eingereicht. Die Förderquote beträgt zwischen 70 und 85 Prozent der Umsetzungskosten, so Schneider weiter. Alle Gemeinden seien in die Entwicklung des gesamten Radroutennetzes eingebunden gewesen.
Erneuerung nach 20 Jahren
Vorgestellt wurde das Radroutennetz und die Dokumentationsdateien von Thomas Meyer, dem Radroutenplaner der beauftragten Tour GmbH Marburg-Biedenkopf. Die Datenbank sei ein Fundus für eine Detailsuche, wenn es um Knoten und Strecken, die Beschaffenheit der Oberfläche oder die Breite und Länge der Wege ginge. „Jeder einzelne der 2203 dokumentierten Knoten mit Gefahrenstellen, Altbeschilderungen oder Widersprüchen zur Straßenverkehrsordnung ist in einem Katasterblatt dargestellt“, erläuterte der Diplom-Geograph.
Der Landkreis Gießen kommt damit seinem Ziel wieder ein Stück näher, das Thema „Radverkehr im Landkreis Gießen“ komplett neu aufzustellen. Ziel sei es, das Radfahren im Landkreis Gießen langfristig, nachhaltig und systematisch zu verbessern. Zuvor war bei einer Überprüfung der Radrouten des Landkreises Gießen festgestellt worden, dass bei den vor rund 20 Jahren ausgewiesenen 13 Hauptrouten fast zwei Drittel der notwendigen Schilder fehlten.
Software unterstützt praktische Planung
Planung Zur Entwicklung des neuen Radroutennetzes seien unter der Führung der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kreisentwicklung des Landkreises Gießen im vergangenen Jahr aus mehr als 2000 Kilometern Radrouten 1033 Kilometer für eine nachhaltige Fahrradwegweisung ausgewählt worden. Die Tour GmbH Marburg-Biedenkopf habe die vorhandenen Radrouten geprüft, daraus ein Radroutennetz entwickelt und eine Datenbank zur Umsetzung des Projektes mit Hilfe einer speziellen Software erstellt.
Vielfältige Qualitätskriterien
Die Anforderungen und Auswahlkriterien für die Radrouten wurden dabei klar vorgegeben: Alle Orte im Landkreis Gießen sollten angebunden sein, die Wege sollten moderate Steigungen, eine hohe Oberflächenqualität und Wegebreite, eine geringe Verkehrsbelastung, direkte Wegeverbindungen sowie nach Möglichkeit eine hohe landschaftliche oder städtebauliche Attraktivität aufweisen. Diese Prüfung sowie zahlreiche Abstimmungsgespräche mit den Kommunen, den Trägern öffentlicher Belange und den Nachbarregionen bildeten die Grundlage für die Radrouten.
Start mit sieben Radrouten
Zusätzlich wurden aus diesem Radroutennetz sieben touristische Radrouten mit Streckenlängen von 27 bis 41 Kilometer entwickelt. Der erste Umsetzungsschritt zu einer neuen Radwegebeschilderung umfasst diese sieben Freizeitrouten mit einer Gesamtlänge von 201 Kilometer. Diese sieben Routen sind die Gleibergerlandtour (Biebertal, Wettenberg, Gießen, Heuchelheim, Biebertal), die Traumsternroute (Lich, Pohlheim, Gießen, Fernwald, Lich), der Wiesecktalradweg (Gießen, Buseck, Reiskirchen, Grünberg), die Lahn-Limes-Route (Gießen, Fernwald, Pohlheim, Gießen), der Kleebachtalradweg (Gießen, Linden, Langgöns), der Residenzenring (Laubach, Hungen, Lich, Laubach) und der Lumdatalradweg (Lollar, Staufenberg, Allendorf/Lda., Rabenau, Grünberg).
Die zu erwartenden Investitionskosten für eine Radwegebeschilderung des gesamten Radroutennetzes beliefen sich auf pauschal 500.000 Euro zuzüglich etwa 25 Prozent für Planungskosten. Da dieser Betrag weder von Kreis noch Kommunen finanziert werden könne, sollen die Radrouten über die nächsten fünf bis sieben Jahre in einzelnen Umsetzungsabschnitten einheitlich ausgeschildert werden. Zusätzlich sollen Fördergelder aus dem Förderungsprogramm zur Verkehrsinfrastruktur beantragt werden. (pm)
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.