DAUTPHE – Die jüngste Auflage des Dautpher Straßenpreises war ausgesprochen vielseitig. Erst regnerisch, dann sonnig, sah einen Favoriten stürzen, hatte heimische Podiumsplätze und beinahe einen Überraschungssieger im Eliterennen.
Die jüngste Auflage des Dautpher Straßenpreises dürfte die ausrichtende Radsportgemeinschaft Buchenau zunächst stark an das Vorjahr erinnert haben, als man beim großen Bundesligaradrenntag unter Dauerregen litt. Doch das Finale war nicht nur sonnig, sondern auch ausgesprochen spannend.
Nass war es auch diesmal, doch der Regen war weitaus weniger und nur von kurzer Dauer. Mit 1,3 Kilometern deutlich kürzer als im Vorjahr war auch der Rundkurs, für den man sich diesmal entschieden hatte, um nach dem Bundesliga-Großereignis aus Einzelzeitfahren in Biedenkopf und Rundstreckenrennen in Dautphe vom Vorjahr jetzt „einmal durchatmen zu können“, schilderte Rennsport-Fachwart Andreas Schulz. Der hatte mit der Vorbereitung aber dennoch alle Hände voll zu tun. „Die Helfer, die wir beim Bundesligarennen hatten, sind uns treu geblieben“ freute sich Schulz und so war es auch kein Problem, dass das Rennen vom ursprünglichen Tag des Endspiels der Fußball-Weltmeisterschaft auf einen Termin danach verschoben wurde.
Beilborn gönnt es sich zwei Mal
Paula Weg von der RSG Buchenau war die Erste, die sich aus heimischer Sicht auf Platz zwei gut platziert im Tagesergebnis vermerken ließ während die Schwestern Ronja und Lena Köckerling sowie Madeleine Ortmüller mit ihren Teams anderen Verpflichtungen nachkommen mussten und wie Julius Hoffmann nicht vor heimischem Publikum starten konnten. Vereinskollege Michael Beilborn sicherte sich im zeitgleich gestarteten Rennen der Senioren III und IV dann prompt den Tagessieg und fühlte sich so gut, dass er im Jedermannrennen einen zweiten Start absolvierte und dort ohne Altersklassenunterteilung auf Platz 14 fuhr. „Damit hatte ich heute eine harte Trainingseinheit“, freute sich Beilborn, der wie viele seiner heimischen Mitstreiter die Anfeuerung von Freunden und Familie an der Strecke genossen haben dürfte.
Kuhlmann stürzt, Kornmann glänzt
Bei den Zuschauern hoch im Kurs stand auch Florian Kuhlmann, der im Rennen der Schüler U15 ein gutes und gewohnt angriffslustiges Rennen fuhr, bis er fünf Runden vor Schluss in einer Kurve wegrutschte und mit Abschürfungen und Prellungen kurz vor dem Finale aufgeben musste. So sicherte sich nach 15 Runden (=19,5 km) Nico Gleixner vom RSC Reinheim den Sieg vor dem Duo Niklas Ries und Jonas Jakob von der RSG Frankfurt. Als Vierte zwischen der männlichen Konkurrenz vertrat die für den TV Haiger startende Josefine Kornmann aus Steffenberg-Oberhörlen die heimischen Farben ausgesprochen gut und erhielt von Fachwart Schulz dafür eine spontane Sonderehrung, mit der er ihr auch zum gerade erreichten Vizetitel bei der Deutschen Meisterschaft im Mountainbike Cross-Country-Rennen gratulierte.
Heimische bei Jedermann- und Fette-Reifen-Rennen
Reich an heimischen Starten war das Rennen für Jedermann ohne Rennlizenz. Hier hatte der Bad Endbacher David Trenk hinter Sieger Florian Walde (RTV Lohmar) und Philip König (Bergisch Gladbach) ausgesprochen gute Beine, die ihn nach 39 Kilometern auf Platz drei den Zielstrich hinter der Dautpher Höhe erreichen ließ. Eine tolle Einlage war das Fette-Reifen-Rennen, bei dem Kinder auf Mounatinbikes in Begleitung von Fachwart Andreas Schulz und einem RSG-Rennfahrer auf der Start- und Zielgerade ihre ersten Erfahrungen in einem Radrennen sammeln konnten.
Heiße Duelle an der Dautpher Höhe
Als dann die Prognose des Dautpher Bürgermeisters Bernd Schmidt eintrat und die Sonne gegen Mittag immer größere Lücken zwischen den Wolken fand, wuchsen in der schwülen Hitze auch die Strapazen zusehends, die die Dautpher Höhe den Radsportlern abverlangte. Wie bereits Landrätin Kirsten Fründt in ihrem Grußwort ahnte, wussten auch die Lokalmatadore Bastian Jäckel und Paul Verstappen von der RSG Buchenau, wie schwer die 25 Runden (=32,5 km) im Rennen der Jugend U17 werden würden. Sie boten sich einen sehenswerten Zieleinlauf, den Maximilian Schaller (RSV Seeheim) vor Kofi Schiller (RSG Frankfurt) und dem Mann im Gelben Trikot der RSG Buchenau, Paul Verstappen, gewann. Bastian Jäckel bezwang die Dautpher Höhe, die an diesem Tag zahlreiche Fahrer resignieren ließ, als Elfter.
Schlimm greift nach dem Sieg
Einen mit Höhenmetern sehr vertrauten Eindruck hinterließen die heimischen Starter auch im Rennen der Elite Klasse C, das 47 Mal über den vom Bundesligarennen im Vorjahr bekannten „Buckel“ vor der Start- und Zielgeraden führte und der das Fahrerfeld im Rennverlauf merklich lichtete. Elf Fahrer fielen dem Anstieg in dieser Rennklasse zum Opfer und wurden mit wachsendem Rückstand von der Jury aus dem Rennen genommen, während Sprintwertungen an der Spitze für zusätzliche Tempoverschärfung im Anstieg sorgten. Der Dernbacher Pierre Happel (MSC Salzbödetal), der Bad Endbacher Bernd Pfeiffer, Lokalmatador Uwe-Peter Gross (beide Team Sportler ruft Sportler) und nicht zuletzt Jan‐Patrice Schlimm von der RSG Buchenau bestimmten das Rennen mit und zeigten sich, nicht nur zu den Prämiensprints, immer wieder an der Spitze des Feldes.
Müller holt meist Prämien
Vor der finalen Schlussrunde ließ die RSG Buchenau dann mit Jan-Patrice Schlimm ihre „Gelbe Karte“ aus dem Sack und er setzte sich mit wachsendem Vorsprung ab. „Ich habe zwar attackiert – man hat mich aber auch scheinbar wegfahren lassen“, beschrieb Schlimm das Zustandekommen seines Vorsprungs, durch den er mit viel Beifall auf die letzten 1,3 Kilometer zum Ziel ging und auch den Schlussanstieg noch als Solist im gelben Trikot des ausrichtenden RSG Buchenau absolvierte. Auf den letzten 50 Metern fingen ihn die Verfolger dann aber noch ein und kurz nach dem erhofften Tagessieg zogen auch noch die Podiumsplatzierungen an ihm vorbei. Mit Platz fünf hinter Sieger Björn Manthey (RSC Betzdorf), Bastian Becker (SSG Bensheim), Bernd Pfeiffer (Sportler ruft Sportler) und Stefan Linke (RSC Betzdorf) war Schlimm nicht unzufrieden auch wenn der Glaube an den Sieg mit jeder Pedalumdrehung gewachsen war. Pierre Happel kam auf Platz zehn und Uwe-Peter Gross auf Rang zwölf. Die meisten Prämienspurts sicherte sich Manuel Müller (RV Gießen-Kleinlinden) auf Rang neun. „Wir sind sehr schnell losgefahren – dadurch ist das Feld regelrecht explodiert“ beschrieb der Drittplatzierte Bernd Pfeiffer, der sich zur Rennmitte dann über etwas verhaltenere Fahrt freute.
Der Hessische Minister der Finanzen und Schirmherr des diesjährigen Dautpher Straßenpreises Dr. Thomas Schäfer übernahm mit seinen Kindern die abschließende Siegerehrung und rundete die jüngste Auflage des Dautpher Straßenpreises damit gekonnt ab.
Nächste Großveranstaltung steht an
Über die Wahl des Termins für das Rennen wird im Nachgang sicherlich noch gesprochen werden – hatte man doch den Eindruck, dass die drückende Wärme weit weniger Zuschauer an die Strecke lockte, als an einem Pfingstwochenende, wo das Rennen bisher seinen angestammten Platz hatte. Für ihre nächste radsportliche Großveranstaltung, die erste Hinterländer Radtouristikfahrt am 24. August, wünschen sich die RSG-ler deshalb vor allem einen regenfreien Vormittag, wenn die erwarteten Radsportler aus dem gesamten Bundesgebiet auf drei ausgeschilderte Touren durch das Hinterland starten. (sd)
Eine Bilderstrecke vom ”Dautpher Straßenpreis” finden Sie hier.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.