FRANKFURT – Zu Beginn des Jahres ist eine neue Lizenzklassenreform in Kraft getreten. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) sieht darin neue Ziele und Chancen. Doch was hat sich geändert? Wir erklären euch das neue System.
Unter den Lizenz-Radsportlern, Jedermännern, Vereinen und Bezirken kreisen viele Fragezeichen umher. Klar, hat man bereits davon gehört, aber nicht alle haben die neue Lizenzklassenreform und das System dahinter durchblickt – oder sich noch nicht damit beschäftigt. Das Team von Radsportnachrichten.com hat sich mit der neuen Lizenzreform (Stand vom 21.01.19) auseinander gesetzt und für euch die, aus unserer Sicht, wichtigsten Informationen zusammengetragen.
Beschluss und Konzept
Auf der Jahrestagung des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) Ende April 2018 wurde eine neue Lizenzklassenreform beschlossen, die am 1. Januar 2019 in Kraft getreten ist. Kernpunkt ist die Modernisierung des Auf- und Abstiegsystems. Es erfolgte zudem eine Anpassung an die Strukturen der benachbarten Länder. Die Leistungsklassen A, B und C sind abgeschafft und durch die Klassen Elite Amateure und Amateure ersetzt worden. Die Jedermann-Klasse erhält einen erleichterten Einstieg in das lizenzierte Wettkampfsystem. Man erhofft sich auf Seiten des BDR im Allgemeinen eine Erhöhung von Lizenzanträgen und -rennen, sowie zukünftig klare Strukturen bei den Leistungs- und Rennklassen.
UCI Profiteams
Die Rang höchste Klasse im Radsport bleibt nahezu unverändert. Fahrer eines UCI Vertragsteams werden nach wie vor in alt bekannten Kategorien (WT, PKT, KT) ganz oben in der Pyramide geführt. Neu ist der Zusatz Elite vor den Kategorien WT (World Team), PKT (Pro Continental-Team) und KT (Continental-Team).
Elite Amateure (A- und B-Klasse)
Radsportler der Leistungsklassen A und B müssen sich zukünftig an die Bezeichnung Elite Amateure gewöhnen. Der Auf- und Abstieg wird zukünftig über die Platzierung der rad-net Rangliste geregelt. Jedes Jahr zählt fortan der Zwischenstand am 20. Mai , 31. Juli und 31. Dezember als Stichtag für einen Auf- oder Abstieg. Stichtag der grundlegenden Neuverteilungen waren die Platzierungen der ROSE-Rangliste am 15.10.2018.
- alle Sportler, die sich in 2018 für A/B qualifizierten
- alle Sportler, unter den ersten *500 der Rangliste Männer Elite
- alle Masters 2+3, unter den ersten *30 der Rangliste Master
- alle Junioren (2. Jg.), unter den ersten *50 der Rangliste Junioren
- MTB-Fahrer werden unverändert gemäß der MTB Wettkampfbestimmungen (WB) als Elite Amateurfahrer eingestuft
*) am Stichtag 15.10.2018
Ab dem 20. Mai wird die Einteilung nur noch auf Basis der Rangliste Männer Elite vorgenommen. Fahrer mit einer Masterlizenz bekommen für den Start bei einem Männer Eliterennen Ranglistenpunkte für die Männer Elite Rangliste. Bei Teilnahmen an Master-Rennen bekommen sie weiterhin Punkte für die Rangliste Master.
Amateure (C-Klasse)
Radsportler der Leistungsklasse C sind zukünftig der Klasse Amateure zugeordnet. Hier ändert sich prinzipiell lediglich die Bezeichnung. Mitglieder eines Radvereines können nach wie vor eine Jahreslizenz beziehen und als Amateure an entsprechenden Wettkämpfen starten um Punkte für die rad-net Rangliste zu sammeln.
In die rad-net Rangliste kommen alle Sportler, die im Besitz einer deutschen Rennlizenz sind und sich in Wettkämpfen auf vorderen Positionen platzieren. Die bei einem Radrennen erreichten Ranglistenpunkte, sowie der aktuelle Ranglistenplatz sind jederzeit online auf rad-net einsehbar. Jedes Jahr erfolgt an drei Stichtagen (20. Mai, 31. Juli und 31. Dezember) ein Auf- oder Abstieg zwischen den Klassen Elite Amateure und Amateure. Alle Ranglistenpunkte werden am 1. Januar eines jeden Jahres wieder auf Null gesetzt.
Jedermänner
Der BDR möchte jedem Radsportler ohne Lizenz und Verein eine Chance bieten, sich in Amateure-Rennen platzieren und ebenfalls Punkte für die rad-net Rangliste sammeln zu können. Mit der neuen Lizenzklassenreform besteht nun die Möglichkeit eine Tageslizenz für einzelne Rennen der Klasse Amateure zu beantragen. Sollte einem Jedermann der Aufstieg in die Klasse Elite Amateure gelingen, darf er dort ausschließlich mit einer BDR-Jahreslizenz an Wettkämpfen teilnehmen. Für die Beantragung einer Jahreslizenz ist die Mitgliedschaft in einem Radverein notwendig.
- die Beantragung einer Tageslizenz erfolgt online über rad-net
- gültig für ein Rennen der Klasse Amateure an einem Tag
- Kosten für einen Tag inkl. Versicherungsschutz 24,50 €
- pro Jahr können max. fünf Tageslizenzen beantragt werden
- ausgeschlossen sind Teilnahmen an Meisterschaften, Bundesligarennen und Rennen des UCI Kalenders
Abschließend ist zu beachten, dass die neue Lizenzklassenreform nicht alle Kategorien und Altersklassen betrifft. Beispielsweise die Frauen behalten ihre Kategorie Elite FT Frauen und Elite Frauen. Die U23 bleibt ebenfalls unverändert. Der Bund Deutscher Radfahrer weist zudem darauf hin, dass sie mit der neuen Lizenzklassenreform völlig neue Wege bestreiten und letztlich die Anwendung im Praxisbetrieb zeigen wird, ob die neue Reform praxistauglich ist. Es wird sich daher vorbehalten, Anpassungen während der Saison vorzunehmen. (mst | Archivfoto: Matthias Steinberger)
REDAKTION | Dein Sport. Dein Revier. Wir berichten von hier.
Matthias Steinberger
Wohnt in Gießen, sitzt als Fachwart MTB im Vorstand des Radsportbezirkes Lahn und engagiert sich als ausgebildeter DOSB-Trainer für den Nachwuchs. Matthias leitete von 2018 bis Mai 2024 das Ressort Mountainbike. Unsere Formate "Wohin am Wochenende" und "Drei Fragen an:" verdanken wir seinen Ideen. Er unterstützte unsere Redaktion sechs intensive Jahre u.a. als stv. Redaktionsleiter. Im September 2024 gab er eine Auszeit bekannt.