GIESSEN – Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) führt derzeit den Fahrradklimatest 2024 durch, der die Fahrradfreundlichkeit in deutschen Städten und Gemeinden abfragt und bewertet. Ein Kritikpunkte des vorherigen Fahrradklimatests, zwischen Gießen und Krofdorf, wurde dieser Tage nach einem Umbau verbessert in Betrieb genommen.
Wer von Krofdorf nach Gießen fährt, kommt zwangsläufig an dieser Kreuzung vorbei. „Die Ampel ist in keinster Weise auf Fahrräder ausgerichtet, man muss häufig an der gleichen Kreuzung zweimal warten, man steht dadurch teilweise an die zwei Minuten an der roten Ampel“, äußerte eine der Personen beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im Jahr 2022 über die Ampelschaltung an dieser Stelle.
„Auch mit den Füßen wird seit Jahren abgestimmt, denn viele Pedaleure umfahren die Ampel über die Grünfläche, wie die Trampelpfade zeigen“, schreibt die Gießener Ortsgruppe des ADFC. Die Straßenverkehrsbehörde des Landkreis Gießen nahm sich dieser Sache an und entschied, nach Beratung durch den ADFC, Hessen Mobil und das Planungsbüro Heinz Feier, dass eine fahrradfreundlichere Programmierung der Ampel nötig ist. Dies entspräche auch der Nachhaltigkeitsstrategie des Landkreises, sagt der ADFC Gießen. Dort heißt es: „An vielgenutzten Verkehrskreuzungen wird die Ampel-Priorisierung zu Gunsten von Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen bis 2030 verändert.“
Ampel-Anfahrten werden erkannt
Entsprechend dieser Vorgabe wurde die Ampel in den zurückliegenden Wochen nicht nur für den Fußgängerverkehr barrierefrei umgebaut: Aus Richtung Krofdorf, Launsbach und Gießen gibt es nun Detektorschleifen im Asphalt des Radweges, die ankommenden Radverkehr erfassen und automatisch Grün anfordern. Jetzt springt die Ampel oftmals auf Grün, wenn Radfahrende ankommen und ein Drücken am Ampelmast ist nicht mehr nötig. Teilweise wird auch die bereits begonnene Grünzeit etwas verlängert, wenn Radfahrende sich der grünen Ampel nähern und die Ampel eigentlich schon wieder auf Rot umspringen würde. Eine weitere Verbesserung ist, dass die Hauptrichtung von Gießen nach Krofdorf auch ohne Anforderung dauerhaft grün geschaltet ist, wenn nicht gerade Personen in die Sackgasse in der Straße Im Westpark ein- oder ausfahren wollen, was aber nur selten der Fall sei, so der ADFC Gießen. Ganz ohne Drücken geht es aber auch nicht, denn wer zum Beispiel von Krofdorf nach Launsbach oder aus oder in die Straße Am Ostpark fahren will, muss auf einer Dreiecksinsel doch noch einmal drücken. Auch dies stelle eine Verbesserung dar, da früher bis zu vier verschiedene Anforderungstaster nacheinander betätigt werden mussten, sagt der ADFC Gießen.
Dank vom ADFC Gießen
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Gießen begrüßt die neue Ampelschaltung und freut sich, dass ein dauerhaftes Ärgernis auf der wichtigen Radroute nach Gießen beseitigt wurde. Die neue Schaltung sei ein gutes Beispiel, dass fahrradfreundliche Schaltungen keine wesentlichen Nachteile für den Autoverkehr mit sich bringen müssen. Eine besonderer Dank sendet er an Landrätin Anita Schneider, die sich in der Nachhaltigkeitsstrategie für fahrradfreundlichere Ampelschaltungen eingesetzt habe, sowie den zuständigen hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Christian Zuckermann, unter dessen Federführung die Verbesserung umgesetzt wurde.
Der ADFC ruft zudem die Radfahrenden aus dem Gießener Land auf, den Fragebogen des aktuellen Fahrradklimatest 2024 auszufüllen, denn das Beispiel zeige, dass die Behörden von den Menschen gewünschte Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr auch in kurzer Zeit umsetzen können.
Wie fahrradfreundlich sind die Kommunen im Gießener Land? Die Antwort können Bürgerinnen und Bürger jetzt selbst geben – beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).
Wie beurteilen die Radfahrerinnen und Radfahrer, die täglich mit dem Rad unterwegs sind, die Situation in den 18 Gemeinden des Landkreises Gießen? Das möchten der ADFC und das Bundesverkehrsministerium derzeit im Fahrradklimatest 2024 herausfinden. Bei der Onlinebefragung können alle abstimmen, wie die Situation in der eigenen Stadt oder Gemeinde ist. Wer in mehreren Gemeinden regelmäßig unterwegs ist, darf auch mehrere Kommunen bewerten. Der Fahrradklimatest ist weltweit eine der größten Umfragen zur Fahrradfreundlichkeit und findet alle zwei Jahre statt. Die fahrradfreundlichsten Städte in Deutschland werden im Frühjahr 2025 in Berlin ausgezeichnet.
Beim Fahrradklimatest im Jahr 2022 belegten die Städte und Gemeinden des Landkreises Gießen nur Plätze im Mittelfeld. Am besten haben die Radfahrenden damals die Situation in Buseck (Note 3,3), Wettenberg (3,7) und Gießen (3,7) beurteilt. Es folgten Linden und Grünberg (beide 3,9) sowie Pohlheim (4,0). Schlusslicht waren Reiskirchen (4,4) sowie Biebertal und Lollar (beide 4,3). Die übrigen Kommunen des Kreises kamen wegen zu geringer Teilnahme nicht in die Wertung.
Der Fahrradclub führt den ADFC-Fahrradklima-Test 2024 zum elften Mal durch. Neben den Basisfragen – beispielsweise zum Sicherheitsgefühl beim Radfahren und zur Oberflächenbeschaffenheit der Radwege – gibt es in diesem Jahr Zusatzfragen zum Miteinander im Verkehr. Hier geht es etwa darum, wie Radfahrende das Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmenden bewerten, ob es rücksichtsvoll zugeht und ausreichend Überholabstand eingehalten wird.
Den Fahrradklimatest 2024 findet ihr hier.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.