BREIDENBACH – Tiefe Temperaturen und Sonne satt: Beim ersten Rennen der neuen Saison in Hessen fühlte man sich mit einem Bein noch im Winter und mit dem anderen schon im Sommer. Und wohin mit den Händen? Zum Jubel gen Himmel oder gar vor die Augen, wenn es nicht gut lief? Der „Preis der RSG Buchenau“ in Breidenbach lieferte Antworten.
Am Eingang in die neue Radrennsaison blies ein empfindlich kalter Wind im Gewerbegebiet von Breidenbach, bei strahlender Sonne. Frühjahr eben. Und eine Tradition im Hinterland, dass die Radsportgemeinschaft die Saison im Hessischen Radfahrerverband eröffnet.
„Wir hatten schon alles an Wetter“, ließ es den routinierten Zeitnehmer Detlef Volmer von der RSG Buchenau kalt. Er war vielmehr gespannt, wieviele Teilnehmende über den Tag verteilt nach Breidenbach kommen würden, um bei ihm über die Transponderschleife zu fahren, denn zwei weitere Radrennen, darunter der Auftakt der Radbundesliga in Rheinzabern, fanden zeitgleich statt.
Fotostrecke: Preis der RSG Buchenau 2025.
Fotos: Stephan Dietel
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Wer praktisch denkt, dürfte sich gefreut haben, dass bei drei Grad das Eis nicht so schnell schmilzt, denn ein Eiswagen war im Anstieg vor Start und Ziel eine weitere Herausforderung, neben den Höhenmetern und Kurven der zwei Kilometer langen Runde durch die Sattlerstraße, Schreinerstraße, Schlosserstraße und Formerstraße. Ein Eis konnte Belohnung sein, wenn es gut lief, oder Trost, wenn die Strecke zu schwer oder die Beine noch zu schwach waren.
Rückenwind macht Anstieg leichter und einige Rechnungen gehen auf
Dass der Wind am Morgen günstig stand, nämlich bergauf blies, freute wohl viele – außer Andreas Leschert vom RC 07 Fulda/Radroo Team. „Ich hätte den Anstieg lieber schwerer gehabt“, sagte der Masters-4-Fahrer. Mit den Masters 3 in einem gemeinsam Rennen gefahren, aber getrennt gewertet, waren sie die erste Startklasse der neuen Rennsaison in Hessen. Als Dritter stand Andreas Leschert mit dem Zweitplatzierten Alexander Mohr (RSV Schwalbe Ellmendingen) und Harald Beideck (RSV Concordia Forchheim) bei den Masters 4 auf dem ersten Podium dieses Tages. Sieger Beideck hat als 20-jähriger mit dem Radrennsport begonnen und war 20 Jahre dabeigeblieben. Nach weiteren 20 Jahren Rennpause ging für ihn mit dem Sieg in Breidenbach und am Vortag an der Weinstraße die Rechnung zur Rückkehr und zum Saisoneinstand auf. Ganz in hessischer Hand war das Podium der Masters 3 mit Sieger Christian Schmidt von der RSG Gießen und Wieseck, dem Kleinlindener Alexander Koop (RV Gießen-Kleinlinden/Radroo Team) und dem Bad Endbacher Bernd Pfeiffer (Sportler ruft Sportler Altenkirchen), der seinen Mitstreitern mit einem fliegenden Start hinterhergefahren war. Ob er bis zuletzt in der warmen Halle bei der Anmeldung stand, oder sich in der Umgebung ausgiebig für sein Heimrennen warmgefahren hat, bleibt sein Geheimnis hinter dem fast verpassten Start und Platz drei ein Ausrufezeichen zum Saisonstart. Im Ziel war er als Dritter jedenfalls früh genug. Platz vier ging an den Hüttenberger Dirk Rademacher (Cycling Team Rhein-Main Rödermark).
Grafik: Jan Heilenz | Foto: Stephan Dietel | Bericht/Kamera/Schnitt: Stephan Dietel.
Die Filme der Vorjahre:
Preis der RSG Buchenau 2024 | Preis der RSG Buchenau 2023 | Preis der RSG Buchenau 2022
„Nichts für Flachlandritter“
Sie hätten sich das Rennen ausgesucht, weil die Konkurrenz etwas schwächer und die Strecke schwerer sei, als an den anderen beiden Austragungsorten an diesem Tag, sagte Patrick Haardt. „Das hier ist nichts für Flachlandritter“ wusste Haardt, der selbst Radrennen fährt. Breidenbach galt aber ganz dem Rennen seiner Söhne Oliver und Paul bei den Schülern U13 und U15. Das Trikot des RC Sprinter Waltrop konnte Paul in der U15 auf den zweiten Platz, hinter Sieger Eddy Schiwek (RSV Erzgebirge), bringen. Oliver wurde in der U11 Sechster und hatte in Leo Degenkolb (RV Sossenheim) den Sohn von Radprofi John Degenkolb vor sich, der zur gleichen Zeit auch gerade Rennen fuhr und dass man in Breidenbach auf einem Fernseher verfolgen konnte. Wie sein Vater bei der Flandern-Rundfahrt, so stürzte auch Leo Degenkolb im Rennen. Anders als sein Vater, der sich Frakturen am Schlüsselbein, Ellenbogen und dem Handgelenk zuzog und mehrere Wochen ausfällt, ging der Sturz von Leo Degenkolb glimpflich aus. Ein aufwühlender Saisonauftakt auch für Mutter Laura Degenkolb in Breidenbach, zwischen diesen beiden Rennerlebnissen am Eingang in die neue Saison.
Absage für zweites Rennen der RSG Buchenau
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Weber attackiert, Müller schließt Lücke, Schmidt gewinnt
Im Rennen der Elite-Frauen drehten die Gießenerin Nina Schmidt (RSC Wiesbaden/OG Cycling Crew), Lisa Weber vom RSV Osthelden und Lokalmatadorin Sabrina Müller vom RSV Marburg aus Roth wie ein Uhrwerk ihre Runden. Mit Benjamin Becker vom RV Sossenheim, der als einziger Jugendfahrer unterwegs und damit sicherer Sieger war, belauerten sich die drei Frauen im Mix aus Anstiegen, Abfahrten und Kurven. Als die Rundenanzeige schon einstellig war, setzte Lisa Weber am Ende des Zielanstiegs eine beherzte Attacke, die das Finale ankündigte und die von Sabrina Müller wachsam fahrend vereitelt wurde. Am Ende war es aber Nina Schmidt, die als Erste in den letzten Anstieg ging und knapp eine Sekunde vor Lisa Weber und der um wenige Zentimeter Dritten, Sabrina Müller, gewann. Vierte wurde die Wahl-Gießenerin Johanna Lill, die mit Lizenz des RSV Seeheim die erste Saison im Trikot von PZ Gießen Evolution fährt. Dass es nicht das passende Rennen für sie ist, wusste Paula Weg von der RSG Buchenau. Und trotzdem, oder gerade deshalb, hatte sie Lust, sich über die Renndistanz und den strammen Anstieg zu arbeiten. Um nicht enttäuscht zu sein, ging sie vom letzten Platz im Ergebnis für sich aus. Als Vorletzte hatte sie dafür am Ende sogar ein Grinsen übrig.

Souverän, zu Fuß und als Familie im Ziel
Ihren ersten Applaus der neuen Saison genossen auch die Aktiven ohne Rennlizenz im Jedermann- und Jedefrau-Rennen, dass die Zuschauenden dicht gedrängt an den Anstieg lockte. Vom Fahrer zum Zuschauer wurde Lukas Erner dabei in Sekunden, denn eine Kante im Asphalt führte zu einem sofortigen Reifenschaden und glücklicherweise nicht zu einem Sturz. Seine erste Runde der neuen Saison musste er aber zu Fuß beenden. Christian Neidhart (RhönRacer) spulte währenddessen scheinbar souverän seine 15 Runden ab und war selbst überrascht, als zum Finale plötzlich Felix Weber hinter ihm auftauchte und ihm den Tagessieg hätte wegschnappen können. Acht Sekunden hinter diesem Wimpernschlag-Finale hatte Florian Hennemann von der RSG Buchenau in seinem Heimrennen einen sehr guten Saisoneinstand und konnte in der Sonne den dritten Platz auf dem Podium einnehmen. Dass sie offensichtlich auf das heimische Rennen gefreut hatten, zeigten Jonathan, Joel und Benedict Schneider aus Dietzhölztal, die mit den Plätzen sechs, sieben und zehn als Familie in der Jedermann-Kategorie bis 40 Jahre glänzten.
Dritter Platz nach plattem Reifen
Am Start lieber weniger aufgefallen wäre der Friedensdorfer Michael Chambre, denn mit einem Reifenschaden musste er um ein paar Minuten Aufschub bitten, bevor das Rennen starten sollte. Beim Sieg von Paul Hein (TG Bad Soden) und Platz zwei von Sven Gutt (Team Wattasia) ging es für Chambre als Dritter in der Klasse ab 41 Jahre dann doch noch gut aus. Auf Platz vier kam Karsten Weigel vom SC Hinterland 2020. Der Marburger Dirk Steinmetz (RSC Linden) wurde Fünfter, Platz sechs ging an Martin Nissel von der RV Gießen-Kleinlinden und Rang sieben an den Steffenberger Daniel Achenbach. Mit viel lokalem Beifall wurden Mitja Grammann vom RSV Marburg und Moritz Klingelhöfer von der RSG Buchenau im Anstieg mental vorangetrieben. Der Juniorenfahrer und sein U23-Mitstreiter bei den Amateuren, waren über längere Zeit als heimisches Duo im Rennen mit den Elite-Amateuren unterwegs, die zum ersten Mal in Breidenbach eine Startmöglichkeit hatten. Grammann, der für sein Heimrennen aus dem Sportgymnasium in Kaiserslautern angereist war, kam zwischen Sieger Nick Kottmeyer (RSV Gütersloh) und dem Dritten Nick Kausch (RV Adler Lüttringhausen) auf Platz zwei der Junioren.

Heimrennen im Hinterland hoch im Kurs
Wie groß die Aufmerksamkeit für das Rennen im nationalen Rennkalender sein muss, zeigte sich am Beispiel des Team Kern-Haus. Am Vormittag hatten sie ein 96,5 Kilometer langes Rennen Rheinzabern absolviert, um am Nachmittag bei 35 Runden in Breidenbach nochmal 70 Kilometer in die Beine zu bekommen. Der Sieg der Elite-Amateure ging an Mika Schöpplein (SKG Bauschheim), der eigentlich ein bekannter Mountainbiker ist, und sich neben Gravel-Rennen aktuell auch auf einen Rennrad-Wettbewerb vorbereitet. Platz zwei von Sebastian Niehues ging auf das Konto des Team Kern-Haus, vor Nils Büttner des Team Colonia Kids. Sie hatten sich ein so packendes Sprintfinale geliefert, das man fast vergessen konnte, dass es hier deutlich berghoch ging. Für große Freude in dem anspruchsvollen Rennen sorgte sein vierter Platz bei dem Gießener Philipp Eßrich (HMC-Singen) und Freundin Nina Schmidt, denn Runde um Runde hatte sich das größte Fahrerfeld des Tages immer mehr gelichtet. Vorne zu fahren und so nah am Treppchen anzukommen war das ein gutes Resultat und ein Baustein auf dem Weg zum Elite-Amateur. Der Marburger Justus Steinmetz (RSC Linden) fuhr auf Platz neun noch in die Topten. Und die RSG Buchenau hatte in Daniel Schulz-Thomé, Pierre Happel und Moritz Klingelhöfer auf den Plätzen sechs bis acht ebenfalls ein gut in die Saison gestartetes Trio im Rennen.

Die Ergebnisse des Preis der RSG Buchenau 2025 in Breidenbach findet ihr hier.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.