GIESSEN – Heute (19.09.) rollt die zweite Kinder-Fahrrad-Demo, genannt Kidical Mass, durch Gießen. Es ist der Nachholtermin der im März wegen des Corona-Lockdowns abgesagten Kundgebung.
Die Raddemo ist Teil der Kampagne „Platz da für die nächste Generation“. In über 100 Kinder-Raddemos in mehr als 90 Städten verschaffen sich jung und alt radelnd Gehör für die gemeinsamen Forderungen nach: Städten in denen sich Kinder sicher und selbständig mit dem Rad bewegen können, innerorts Tempo 30, angstfreiem Radfahren für Alle und sicheren Schulradwegen. Das Ziel der Aktiven ist eine kinderfreundliche Fahrradstadt.
Die Fahrraddemo startet um 15 Uhr auf dem Platz des Gießener Uni-Hauptgebäudes (Ludwigstraße 23, 35390 Gießen). Die fünf Kilometr lange Route wird von der Polizei gesichert und verläuft durch die Innenstadt entlang problematischer Strecken für Fahrradfahrende.
Die Kidical Mass wurde im Jahr 2008 in Oregon, USA ins Leben gerufen. Die ersten deutschen Kidical Mass fanden 2017/2018 in Städten wie Berlin, Darmstadt, Stuttgart und Köln statt. 2019 gab es bereits 30 Kidical Mass in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit bis zu 1.100 Teilnehmenden.
In mehr als 90 Städten in Deutschland, Belgien, England, Österreich und der Schweiz werden Kinder, Jugendliche und Familien am 19. und 20. September auf Fahrrädern eine riesige Kidical Mass veranstalten. Zum Weltkindertag und im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche fordern sie ein Umdenken in der Verkehrspolitik. „Wir wollen, dass sich Kinder sicher und selbständig mit dem Fahrrad in unseren Städten bewegen können. Mehr Freiräume zum Bewegen und Fahrradfahren haben in Corona-Zeiten eine noch höhere Bedeutung bekommen“, erklärt Organisatorin Simone Kraus. Das gemeinsame Wochenende, das in dieser Form erstmalig ist, wurde von der Kidical Mass Köln ins Leben gerufen. Unterstützt und organisiert wird es von ADFC, Campact, Changing Cities, Deutsches Kinderhilfswerk, Greenpeace, RADKOMM, VCD sowie mehr als 150 lokalen und regionalen Vereinen, Organisationen und Initiativen.
Eltern in Sorge
Diana Schwaeppe erläutert ihre persönliche Situation so: „Mein zwölfjähriges Kind und ich wohnen in der Dulles-Siedlung ohne Auto. Der Schulweg per Rad oder zu Fuß quert die Grünberger und Licher Straße. Wenn sie nicht pünktlich nach Hause kommt, steigen sofort Ängste in mir hoch. Nicht weil ich denke, sie könnte entführt worden sein, sondern dass sie einen Verkehrsunfall hat. Dass Radeln für Kinder gut ist, wissen alle: Der Kreislauf wird aktiviert, das Gehirn besser durchblutet, Muskulatur gestärkt, die Koordination verbessert, Stress abgebaut, Selbstvertrauen aufgebaut, Mobilitätsautonomie gefördert und nicht zuletzt ist es kostengünstig und umweltfreundlich. Trotzdem tun sich viele Menschen schwer, ihre Kinder mit dem Fahrrad im Stadtverkehr fahren zu lassen. Doch statt sie mit dem Auto überall hinzufahren und damit die Straßen noch voller und gefährlicher zu machen, sollten wir mehr Sicherheit für radelnde Kinder fordern.“
Die Fahrraddemo endet auf dem Rathausplatz, doch zuvor hat die nächste Generation Gelegenheit mitten auf der großen Kreuzung am Berliner Platz die Gesellschaft kräftig wach zu klingeln. Was von jetzt auf gleich verbessert werden kann, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu steigern, ist das Einstellen der Warnungen im Radio vor Blitzern. Hierzu habe man sich eine aussagestarke Aktion ausgedacht.
(Text: pm | Archivfoto: Stefan Flach)
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.