LEUBINGEN – Mit acht Medaillen kehrten die mittelhessischen Aktiven von der Hessenmeisterschaft im Straßen-Radrennen zurück, die erneut in Kooperation mit dem Landesverband Thüringen auf dem unscheinbaren, aber knüppelharten Viereck-Kurs in Leubingen ausgefahren wurde.
Die Radrennsaison ist noch jung, da stand mit der Hessenmeisterschaft im Straßenradsport schon die erste wichtige Prüfung an, denn mit den eingefahrenen Titeln dürfen sich die Aktiven bis zur nächsten Meisterschaft in dieser Disziplin schmücken.
Das Rennen fand erneut als gemeinsame Landesverbandsmeisterschaft von Hessen und Thüringen in Leubingen, einem Ortsteil von Sömmerda in Thüringen statt. Beim Blick auf die Landkarte fiel der zehn Kilometer lange Kurs durch seine vier Geraden auf, die zwar kerzengerade, aber nicht wirklich flach waren. Zwei leichte Ansteige zogen sich darüber und zum Ziel ging es sogar leicht bergab.
Gießen-Wiesecker Duo mit Erfahrung
Im Rennen der Masterskategorie waren 40 Kilometer zu fahren. Daniel Müller und Christian Werner von der RSG Gießen und Wieseck wussten vom Vorjahr, dass auf dieser Strecke mit dem Team der Melsunger TG zu rechnen ist, die zu diesem Rennen mit acht Fahrern angetreten waren, von denen sechs sogar direkte Gegner für die Gießen-Wiesecker Müller und Werner waren.
Flucht gelingt im vierten Anlauf
Die Mittelhessen wollten unbedingt bei den erwarteten Attacken dabei sein – und so kam es auch. Direkt nach dem Start war Christan Werner mit Philipp Sohn von der Melsunger TG ausgerissen. Die Ausreißer wurden aber schnell wieder vom Feld eingefangen. Auf der Kuppe der ersten Welle erfolgte die nächste Attacke, die ebenfalls gestellt wurde. Durch die aufkommende Hektik im Feld erfolgte sofort eine Konterattacke, in der dann Daniel Müller mit Philipp Sohn ausgerissen waren. Trotz deutlicher Lücke schlossen die Verfolger wieder zu dem Ausreißer-Duo auf. Sie setzten kurz nach dem Zusammenschluss sofort die nächste Attacke, hatten dabei einen noch größeren Vorsprung als zuvor und waren für die nächsten 33 Kilometer im Stile eines Paarzeitfahrens alleine an der Spitze unterwegs. Da Müllers Mitstreiter für die Melsunger TG fährt, kontrollierten dessen Vereinskollegen das Tempo der Verfolger und vereitelten dort die Nachführarbeit.
Zieleinlauf der Masters im Video
Grafik: Jan Heilenz | Foto: Matthias Steinberger | Kamera: Jana Frankfurth, Schnitt: Stephan Dietel.
Duo geht zum Duell über, mit Verfolgern im Nacken
Mit der harmonischen Zusammenarbeit des Ausreißer-Duos war zehn Kilometer vor dem Ziel dann Schluss. Die Verfolger kamen in Sichtweite. Müller setze an der letzten Steigung, zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel, eine Attacke gegen Sohn, der direkt konterte. Im gegenseitigen Tempo-Duell ging es auf die abschüssige Zielgerade. Bei über 70 km/h konnte sich Daniel Müller an den vorne fahrenden Philipp Sohn saugen, an ihm vorbeifahren und 15 Sekunden vor den Verfolgern die Hessenmeisterschaft der Masters 2 einfahren.
Zwei Mittelhessen auf Podium der Masters 3 und Junioren
Dass es schwer werden würde, starke Sprinter abzuhängen, weil es dem Kurs dann doch an Höhenmetern fehlte, wusste auch Alexander Koop von der RV Gießen-Kleinlinden. Im Feld der Verfolger wurde er knapp hinter dem Spitzen-Duo der Masters 2 Vizehessenmeister der Masters 3. Nur Tjard Kopka (Olympischer Eisschnellauf-Club Frankfurt) war noch schneller als der Kleinlindener Radroo-Teamfahrer, der sich auch sehr darüber freute, dass dieses Meisterschaftsrennen, dank der erneuten Kooperation der beiden Landesverbände, überhaupt stattfinden konnte. Das von Wind und Vorstößen geprägte Rennen mit seinem packenden Finale erfreute Dirk Rademacher vom Cycling Team Rhein-Main Rödermark, der im mittelhessischen Hüttenberg lebt, mit der Bronze-Medaille der Masters 3. Christian Schmidt (RSG Gießen und Wieseck) und Martin Nissel (RV Gießen-Kleinlinden) kamen auf die Ränge sieben und neun. Ebenfalls Platz zwei und die Vizehessenmeisterschaft gab es für Koops Vereinskollegen David Werner. Im gemeinsamen Rennen der Männer Elite und U23 hatte der Juniorenfahrer 80 Kilometer zu fahren. Nach 30 Kilometern wurde sein Rennen durch einen gerissenen Schaltzug zusätzlich erschwert, doch der damit groß und schwer aufgelegte Gang sollte ihm im Sprint zu Gute kommen: Hinter dem endschnellen Sieger Mitja Grammann vom RSV Marburg, der damit neuer Hessenmeister der Junioren wurde, konnte sich Werner die Vizehessenmeisterschaft vor Robin Grziwa von der RSG Frankfurt schnappen.
Am Start und auf dem Podium beieinander: Der Kleinlindener Alexander Koop (Podium links) und der in Hüttenberg lebende Dirk Rademacher (Podium rechts).
Tipp: Durch Verschieben des Reglers können beide Fotos miteinander verglichen werden.
Mittelhesse holt U13-Titel
Die Hessenmeisterschaft der Schüler U13 holte Ben Göbel vom RV Sossenheim vor Christoph braun (RSV FROH Fulda) und Alexander Leo Woweries Juarez (RSG Frankfurt) nach Mittelhessen. Der starke Limburger Nachwuchsfahrer, der Mitte April schon den mittelhessischen Saisonauftakt vom Preis der RSG Buchenau gewonnen hat, konnte sich nach 20 Rennkilometern über die Gold-Medaille dieser Meisterschaft freuen.
Bronze für mittelhessischen Radprofi
Auf den Plätzen vier und fünf verpassten dabei Stefan Wahner und Florian Obersteiner von der RSG Gießen und Wieseck das Podium der Elitefahrer nur knapp. Zu ihrem Rennen war die Strecke noch nass. Und weil sie dabei auch noch schmutzig war, wurden viele der Renntrikots, gar die ganzen Fahrer, unter einem beige-grauen Schlamm-Schleier verdeckt. So kamen die Medaillen auf dem Podium noch mehr zum glänzen. Die vielbeachtete Melsunger TG hatte Eiko Valentin Berlitz als Hessenmeister ganz oben stehen, gefolgt von Philipp Freyer (RSG Frankfurt / Team Superciao) und dem mittelhessischen Radprofi Robin Fischer aus Hadamar vom Team Storck – Metropol Cycling. Mit den Trikots des RSV Marburg auf den Schultern von Maximilian Lohmaier auf Platz acht, sowie Jonas Becker und Henrik Wenz auf den Plätzen 14 und 15 und Jonas Hatzig und Philipp Kindelbacher auf Platz 17 und 18 folgten weitere mittelhessische Resultate.
Mittelhessische Vizehessenmeisterin der Frauen
Vanessa Helen Nieminen von der RSG Gießen und Wieseck wurde im Rennen der Frauen nach 60 Kilometern achtbare Zweite und Vizehessenmeisterin hinter Niki Buggenhout vom VC Darmstadt, die im Zielsprint die schnellsten Beine und damit das höhere Tempo hatte. Dritte wurde Elena Holl (RSG Frankfurt / SUPERCIAO Women). Auch hier war das Rennen von selektiven Attacken geprägt, die das Feld der Fahrerinnen in mehrere Gruppen zerplatzen ließ. Sabrina Müller vom RSV Marburg wurde Vierte. Anna Svozil, Zweiter Wiesecker Neuzugang dieser Saison, aus Limburg an der Lahn, wurde Achte vor Vivien Leuders vom RSV Marburg.
Die Ergebnisse der Hessenmeisterschaft Straße 2024 findet ihr hier.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.
