GIESSEN – „Die Bahn kommt“ heißt es in der Werbung. Doch wie kommt man zur Bahn? Nicht selten mit dem Fahrrad. Die Bedingungen dafür, sein Zweirad sicher und wettergeschützt abzustellen, werden entlang Lahn-Kinzig-Bahn und damit auch in Mittelhessen, derzeit grundlegend erneuert.
An vielen Bahnhöfen sind die Abstellplätze für Fahrräder, die so genannten „Bike+Ride-Anlagen“ veraltet und werden von den Nutzern nicht angenommen, da weder Möglichkeiten gegeben sind, das Fahrrad sicher anzuschließen, noch ein Wetterschutz vorhanden ist.
Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) hatte im Landkreis und in der Stadt Gießen vorhandene Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen untersucht und war zu keinem guten Ergebnis gekommen: Vielerorts waren die Anlagen veraltet und entsprachen nicht mehr dem Stand der Technik. An etlichen Stationen fehlten Anlagen ganz.
Grundangebot geschaffen
Der ZOV-Verkehr (Zweckverband Oberhessische Versorgungsgesellschaft) griff die ADFC-Initiative auf und wandte sich an die für den Schienennahverkehr zuständige Gesellschaft, den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Hier stieß man auf offene Ohren: Das Zusammenspiel verschiedener Verkehrsmittel für das Zurücklegen eines Weges (Intermodalität) werde immer wichtiger und gerade in Zeiten steigender Spritpreise habe das Fahrrad im Zulauf zum Bahnhof eine größere Bedeutung bekommen. Der RMV startete daraufhin gemeinsam mit dem ZOV ein Pilotprojekt an der Lahn-Kinzig-Bahn mit dem Ziel, alle Stationen mit einem Grundangebot an modernen Bike+Ride-Anlagen auszustatten. Die von Gießen nach Gelnhausen verlaufende Bahnlinie tangiert die Landkreise Gießen, Wetterau und den Main-Kinzig-Kreis sowie die Städte Gießen und Gelnhausen. Täglich nutzen zahlreiche Pendler die Strecke. Mit steigender Tendenz.
Zügige Umsetzung
Stefan Klöppel, Leiter ZOV-Verkehr, betont: „Fast alle Kommunen entlang der Strecke konnten für die Projektidee gewonnen werden und haben sich kurzfristig finanziell und personell engagiert. Es konnten maßgeschneiderte Lösungen für die einzelnen Stationen von einfachen Bügeln über überdachte Anlagen bis hin zu Fahrradboxen mit Vermietung durch die Kommunen gefunden werden.“ Der ZOV hat die Bauherrschaft übernommen. Nach der Bauabnahme gehen die Anlagen in kommunalen Besitz über. Auch die DB Station und Service AG in Gießen und Kassel sowie die DB Netz AG, Regionalnetz Wetterau trugen maßgeblich dazu bei, die Projektidee innerhalb kürzester Zeit umzusetzen. Bis Ende des Jahres werden 13 neue Anlagen entlang der Strecke aufgestellt. Alle Beteiligten freuen sich darüber, dass das Projekt wie geplant realisiert werden kann und hoffen auf eine rege Nutzung der neuen Anlagen am Erdkauter Weg in Gießen, in Watzenborn-Steinberg, Garbenteich, Trais-Horloff, Ober Widdersheim, Borsdorf, Nidda, Ranstadt, Effolderbach, Bleichenbach, Büdingen, Mittel Gründau und Lieblos. (pm)
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.