BREIDENBACH – Ein sportlich anspruchsvoller Saisonauftakt in Mittelhessen war der „Preis der RSG Buchenau“: Auf dem Rundkurs in Breidenbach sah man einen nationales Eliterennen, den hessischen „SV Sparkassenversicherung Fördercup“ und spannende heimische Beteiligung.
Auf dem bekannten Rundkurs im Gewerbegebiet Breidenbach hatte man nach etlichen Austragungen der Rennserie des mittelhessischen Radsportbezirk Lahn nun den „SV Sparkassenversicherung Fördercup“ des hessischen Radfahrerverbandes und als Rahmenprogramm ein nationales Starterfeld der Eliteklasse C sowie ein Jedermannrennen ohne Rennlizenz zu Gast.
Horstmann flieht
Gut 60 Fahrer traten im ersten Rennen des Tages zur Jagd um den Sieg in der C-Klasse an – unter ihnen auch zahlreiche heimische Starter, die mitunter schon ahnten, dass es kein lockeres Einrollen zum Saisonauftakt werden würde. Der zwei Kilometer lange und sehr wellige Rundkurs sorgte mit seinen Höhenmetern erwartungsgemäß rasch für eine Selektion im Fahrerfeld, so dass nach 30 Runden nur noch zwei sichtlich kleingeschmolzene Gruppen der besten Bergfahrer im Rennen waren. Von ihnen hatten sich der ehemalige Gießener Student Christian Horstmann (Wheels over Frankfurt) und Nico Brenner (RSV Sturmvogel Bad Neuenahr-Ahrweiler) abgesetzt und damit das Finale eingeläutet. Brenner hatte letztlich den längeren Atem und die stärkeren Beine am Start-Ziel-Anstieg. Hinter Horstmann kam Luca Herbert (RSG Frankfurt) auf Platz drei.
Mittelhessen in Topten
Mit Platz fünf machte Victor Brück von der RSG Gießen und Wieseck auf sich aufmerksam, der in dieser Saison das erste Jahr als U23-Fahrer in der C-Klasse antritt.Der Marburger Thomas Klonk (RSC Mars-Rotweiss Frankfurt) kam auf einen achtbaren Platz sechs. Manuel Müller von der RV Gießen-Kleinlinden wurde Zehnter. Armin Zürcher, Jugendwart der RSG Buchenau, hatte auf Platz 14 Bestand, vor Neuzugang Daniel Müller, der bei seinem Debüt im Gelben RSG-Trikot 18. wurde. Marco Lautenschläger vom MSC Salzbödetal kam auf Rang 20; Platz 23 erreichte mit Robert Poczopko ein weiterer Fahrer von der RSG Buchenau.
Tim Nissel auf dem Treppchen
In den Nachwuchsklassen ging es anschließend nicht nur um den Tagessieg sondern auch um das erste Führungstrikot im „SV Sparkassenversicherung Fördercup“ des hessischen Radfahrerverbandes, der gute Starterfelder zum Auftaktrennen nach Breidenbach lockte. In der Klasse U11 ging der Sieg an Linus Fahrendorff (Tuspo Weende Göttingen) vor Aria Strack (RC Adler Köln) und Tim Nissel (RV Gießen-Kleinlinden). In der U13 waren Nils Rathjen (RSV Froh Fulda), Hannah Buch (Tuspo Weende Göttingen) und Jadon David Siebert (RSG Frankfurt) erfolgreich. Lukas Krämer von der RSG Buchenau biss sich auf Platz fünf über sieben Runden durch, hinter Jaouen Viau, der Vierter wurde. Tim Oelke (RSV Meiningen), Tobias Buck-Gramcko (Tuspo Weende Göttingen) und Markus Linke (RSC Turbine Erfurt) standen bei den U15-Fahrern auf dem Podium. Florian Wiegand von der RV Gießen-Kleinlinden kam auf Platz 23.
Frühe Flucht
Aufs Treppchen zu fahren hatte sich auch Paul Verstappen fest vorgenommen, der mit seinen Vereinskollegen Jan Hagenbruch, Bastian Jäckel und Florian Kuhlmann einen Heimsieg für die RSG Buchenau holen wollte. „Er will zur Hälfte des Rennens attackieren“ wusste RSG-Trainer und Lokalmatador Ron Pfeifer. Der Elitefahrer, der sich derzeit noch aus gesundheitlichen Gründen in einer Wettkampfpause befindet und als Zuschauer das Rennen verfolgte, war sichtlich überrascht, als Paul Verstappen schon in der ersten Runde in Führung lag und damit eine echte Härteprüfung vor sich hatte.
Zuschauer fiebern mit Hahner und Verstappen
Im Verlauf der 18 Runden (=36 Kilometer) bekam Verstappen in Mika Jan Hahner vom RSV Froh Fulda Gesellschaft. Der Osthesse verlangte dem sprintstarken Buchenauer im Start-Ziel-Anstieg alles ab und stellte dessen Tempohärte vielfach auf die Probe. In den schnellen und kurvigen Abfahrten arbeitete das Duo professionell zusammen und wechselte sich in der Führungsarbeit ab. Das Spitzenduell des Sprinters und des Bergfahrers vor dem jagenden U17-Feld erfreute die Zuschauer hörbar, die auch die Verfolger mit Anfeuerung anpeitschten. Vier Runden vor Schluss fiel dann nach einer erneuten Tempoverschärfung von Hahner am Berg die Vorentscheidung, die ihm letztlich eine Lücke von 48 Sekunden und damit den Tagessieg vor Verstappen einbrachte. „Taktisch war das nicht ganz klug, aber gleich nach dem Start hatte Paul einen Vorsprung, den er nicht verschenken wollte.“, kannte Ron Pfeifer den Grund für die ausgesprochen frühe und kräftezehrende Flucht. Platz acht von Jan Hagenbruch und Rang zwölf von Bastian Jäckel komplettierten die gute Bilanz der Buchenauer Jugendfahrer. Die Frauenwertung war in der Hand von Ronja und Lena Köckerling und ihrer Vereinskollegin Paula Weg, die sich in dieser Saison auf ihre ersten Bundesliga-Rennen freut und in Breidenbach eine gute Vorbereitung dafür absolvierte.
Defekt bei Ausreißversuch
Ein krönender Abschluss des „Preis der RSG Buchenau“ war das Jedermann über 18 Runden (= 36 Kilometer) auf dessen Einladung viele Fahrer aus dem Hinterland folgten. Thomas Schmidt vom MSC Salzbödetal konnte sich hier Eingangs der zweiten Runde von seinen Verfolgern absetzen und als Solist den Start-Ziel-Anstieg erklimmen. Kaum oben angekommen klemmte seine Kette, er musste vom Rad um den Defekt zu beheben und das Feld hatte ihn prompt wieder gestellt. Die frühen Attacken und Ausreißversuche ließen Georg Golegar (Dynamo Bortshausen) zunächst unbeeindruckt. Er setzte sich im Finale dann gegen Dirk Keßler (RV Germania Rockenberg) und den acht Sekunden später kommenden Rocco Schulz (Rotz Racing) durch.
Haffner gewinnt Frauenwertung
Die neu zur RSG Buchenau gekommene Heidi Haffner hatte ebenfalls einen optimalen: Sie hatte am Vormittag gut 70 Trainingskilometer für die anstehende Duathlon-Saison gefahren und sicherte sich den Sieg in der Frauenwertung des Jedermannrennens. Zweite wurde Vanessa Schmidt vom MSC Salzbödetal die sich sichtlich freute: „Ich bin die Strecke im Training abgefahren und bin sehr gespannt wie es läuft“, hatte die Mountainbike erfahrene Langstreckenspezialistin etwas nervös vor ihrem Exkurs auf dem Rennrad gesagt. Die Aufregung wich dann aber rasch der Konzentration auf die anspruchsvolle Strecke. Respekt hatte auch Routinier Arnold Köckerling, der mangels einer eignen Rennklasse im Jedermannrennen startberechtigt war: „Das ist ein Hammerrennen mit einer Besetzung fast wie in einem Lizenzrennen“ blickte der Seniorenfahrer auf seine Gegner, der er von Wettbewerben mit Rennlizenz kannte. Platz zwölf und schnelle Wettkampfkilometer zum Saisonbeginn konnte er am Ende für sich verbuchen.
„Wir wollten einen kleinen Renntag in familiärer Atmosphäre ausrichten, der auch unseren Helfern nicht zu viel abverlangt“, erklärte Rennsport-Fachwart Andreas Schulz das kompakte Rennprogramm, das mit guter Besetzung und anspruchsvoller Strecke viel Unterhaltung und spannende Wettbewerbe bot. (sd)
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.