STADTALLENDORF – Er hat es erneut geschafft: Moritz Schütz von der Radfahrervereinigung 1904/27 Gießen-Kleinlinden hat sich zum vierten Mal in Folge die Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren gesichert.
Mit seiner Fahrzeit von 34:54 Minuten auf der 27 Kilometer langen Strecke unterbot der 28-jährige seine Siegerzeit vom Vorjahr deutlich um 62 Sekunden und brachte im Zieleinlauf mit für ihn ungewohntem Fingerzeig nach einer langen Vorbereitung mit Hindernissen viel Selbstvertrauen zum Ausdruck.
Doch zuvor ermittelten an der Hessen-Kaserne in Stadtallendorf die Fahrer der Nachwuchs- und Seniorenklassen ihre Meister im Kampf gegen die Uhr und lieferten dabei ebenfalls einige Überraschungen.
Bei den U23-Fahrern kam Joschka Beck von der RVG Rockenberg mit 36:04 Minuten als neuer Vizehessenmeister auf das Podium und stand damit – widererwartend nicht unzufrieden- zwischen Sieger Fabian Holbach (35:45 Minuten) vom RV Sossenheim und dem Drittplatzierten Stefan Arndt (36:40) vom RSV Bad Hersfeld. „Das Rennen lief gut. Ich habe einen guten Rhythmus gefunden, meine Kraft gut eingeteilt und habe meine Zielsetzung, eine Zeit um 36 Minuten, erreicht. Fabian Holbach ist allerdings derzeit sehr gut drauf , so dass es für mich leider nur zu Platz zwei gereicht hat“, zog Beck Bilanz und gönnte dabei seinem Bundesliga-Teamkollegen den Hessenmeistertitel der U23-Fahrer.
Brück setzt Ausrufezeichen
Ein Ausrufezeichen im Ergebnis der U17-Fahrer setzte Victor Brück von der RSG Gießen und Wieseck, der mit 29:29 Minuten auf 20 Kilometern die Vizehessenmeisterschaft auf dem Silberrang der Jugendklasse hinter Sieger Leon Echtermann (28:37) vom RV Sossenheim erreichte. Dabei profitierte Brück zwar von der Disqualifizierung eines Fahrers, doch auch ohne den Jury-Entscheid wäre ihm in jedem Fall die Bronzemedaille sicher gewesen. Auf Platz neun ungewöhnlich weit hinten platzierte sich diesmal Vincent Größer von der RV Gießen-Kleinlinden, der im Gegensatz zur Konkurrenz weitestgehend ohne spezielles Zeitfahrmaterial unterwegs war und ohne intensive Vorbereitung auf das Einzelzeitfahren mit 1:35 Minuten Rückstand auf den Sieger abschloss. In der weiblichen Jugend auf zehn Kilometer verteidigte Pauline Turschner (RSG Gießen und Wieseck) mit 17:15 Minuten die Führung im Sparkassen Fördercup des Hessischen Radfahrerverbandes. Eine zweite Medaille für die RVG Rockenberg gab es durch Bronze von Bernd Dülfer in der Klasse Senioren IV, der für seine 20 Kilometer im Kampf gegen die Uhr 30:07 Minuten brauchte.
Schütz mit Hindernissen
Für den Kleinlindener Elitefahrer Moritz Schütz galt es um 15:43 Uhr als letzter Starter der Lizenzfahrer seine akribische Vorbereitung in ein optimales Rennen umzusetzen. Als hätte der Verlust seines Zeitfahrrades nach einem Trainingsunfall vier Wochen zuvor nicht schon gereicht, war Schütz wenige Tage vor dem Meisterschaftszeitfahren im Training gestürzt. Die erlittenen Abschürfungen und Rücken, Schultern und einem Bein reihten sich jedoch in eine Serie von Hemmnissen, die ihn in jährlicher Regelmäßigkeit stets in der Woche vor dem Hessen-Zeitfahren ereilten. Wohlwissend um den für ihn bereits drei Mal in Folge erfolgreichen Ausgang der Titelkämpfe, ließ sich Schütz auch diesmal nicht aus dem Konzept bringen und zeigte sich vor dem Start hoch konzentriert. Auch Freundin und Familie nutzten eine der wenigen Gelegenheiten ihn bei einem Radrennen im heimischen Raum zu erleben.
Mit der Streckenführung auf der Panzerstraße der Hessen-Kaserne verschwand Schütz nach dem Start zunächst für rund 15 Minuten im Waldgebiet Richtung Neustadt, ehe er nach dem dort platzierten Wendepunkt zurück zur Zwischenzeitnahme nach Stadtallendorf fuhr. Anders als in den Jahren zuvor, spielte seine Zwischenzeit für Außenstehende diesmal scheinbar keine Rolle und er entschwand unter der Anfeuerung seiner Familie zur zweiten und letzten Runde erneut über die Panzerstraße in den Wald. 34:54 Minuten nach dem Start und mit zurückgelegten 27 Kilometern in den Beinen erreichte der Kleinlindener das Ziel und erhob – für ihn höchst ungewöhnlich – prompt den Zeigefinger gen Himmel, als sei er sich seines Sieges bereits sicher.
Vorzeichen an der Zwischenzeit
„Ich war an der Zwischenzeit schon 40 Sekunden schneller als im Vorjahr und kam mit der Strecke sehr gut zurecht. Ich ging davon aus, dass es dann für mich gereicht haben müsste“, schilderte Schütz den Grund seiner selbstsicheren Geste. Weniger später folgte mit dem Aufruf zur Siegerehrung die Bestätigung und der 28-jährige konnte zum nunmehr vierten Mal in Folge den Spitzenplatz auf dem Siegertreppchen der Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren einnehmen. An seiner Seite diesmal der mit 36:25 Minuten zweitplatzierte Sascha Starker von der SSG Bensheim und auf Rang drei Axel Hauschke vom RSV Bad Hersfeld, der 36:36 Minuten benötigte. (sd)
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.