GIESSEN – Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Gießen setzt mit mehreren Verkehrswendeinitiativen das Projekt Open-Bike-Sensor in Gießen um. Dabei werden die Überholabständen zwischen Autos und Fahrrädern ermittelt. Ziel ist, die Sicherheit für Radfahrer zu erhöhen und das Fahrradfahren im Gießener Land noch populärer zu machen.
Im Rahmen des bundesweiten Projekts Open-Bike-Sensor wurden vor einigen Jahren Abstandssensoren mit integriertem GPS entwickelt. Mehrere dieser Messgeräte wurden in den zurückliegenden Wochen in Gießen in einem 3-D-Drucker hergestellt und die Elektronikbauteile zusammengebaut.
Insgesamt hat der ADFC Gießen sieben Open-Bike-Sensoren finanziert. Die Open-Bike-Sensoren können am Fahrrad montiert werden und messen automatisch die Überholabstände zwischen Fahrrädern und Autos. Insbesondere wird überprüft, ob der gesetzliche Mindestüberholabstand von 1,5 Metern innerorts und 2,0 Metern außerorts eingehalten wird.
Daten fließen in Karten
Die gesammelten Daten werden nach Uhrzeit und Strecken ausgewertet und in Form von Karten veröffentlicht. Der Vorsitzende des ADFC Gießen Dr. Walter Lenz zeigt sich vom Nutzen des Projekts überzeugt: „Diese Karten können von den Behörden genutzt werden, um besonders gefährliche Stellen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu ergreifen.“ So können Polizei und Ordnungsamt ihre Kontrollen auf die Bereiche konzentrieren, wo besonders oft der Mindestüberholabstand von 1,5 Meter innerorts und 2,0 Meter außerorts missachtet wird. Das Tiefbauamt und die Straßenverkehrsbehörde sowie Hessen Mobil können die Daten aber auch nutzen, um besonders die Straßen umzugestalten, wo immer wieder gefährlich dicht überholt wird und die Radfahrenden gefährdet werden.
Anonymisierte Erfassung
Der Datenschutz ist bei dem Projekt gewahrt: Die Daten werden nicht unmittelbar zur Ahndung von Verkehrsverstößen verwendet, denn es werden keine Fahrzeug- oder Personendaten der Überholenden vom Open-Bike-Sensor erfasst. Die anonym erhobenen Daten dienen ausschließlich dem Zweck, die Verkehrssicherheit zu verbessern.
Beginn im Gießener Stadtgebiet
Es handelt sich dabei um das erste OpenCitizenScience-Projekt des ADFC Gießen. In diesem kann die Bevölkerung aktiv dazu beitragen, wissenschaftliche Daten zu sammeln. Durch die Zusammenarbeit von Bürgerinnenn und Bürgern, Initiativen und Behörden soll die Forschung, Planung und letztendlich die Verkehrssicherheit im Gießener Land nachhaltig verbessert werden. In den nächsten Wochen konzentriert sich der ADFC bei der Datenerfassung vor allem auf das Gießener Stadtgebiet. Langfristig sollen die Daten aber auch in anderen Kommunen des Landkreises gesammelt werden.
Ausgezeichnetes Projekt
Das Open-Bike-Sensor-Projekt wird inzwischen in vielen Regionen Deutschlands umgesetzt. Im Jahr 2022 wurde es mit dem ersten Platz beim Deutschen Fahrradpreis in der Kategorie „Service und Kommunikation“ ausgezeichnet.
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