Was mit der Freeride-Strecke am Schiffenberg verloren gehen würde

GIESSEN – Noch immer steht die Frage im Raum, wie groß das Interesse an der derzeit gesperrten Mountainbike-Strecke am Gießener Schiffenberg ist. Mit einem Kommentar blickt der stellvertretende Radsportnachrichten.com-Redaktionsleiter Matthias Steinberger auf die Bedeutung des Areals und die möglichen Folgen einer dauerhaften Schließung.

Die hessischen Schulferien des Sommers 2024 sind zu Ende. Viele Urlaubserinnerungen dürften in den zurückliegenden sechs Wochen gesammelt worden sein. Damit die Mountainbike-Strecke am Gießener Schiffenberg künftig nicht nur noch in Erinnerungen existiert, engagieren sich aktive Mountainbike-Fahrende für ihren Erhalt.

Der weitere Betrieb der Strecke scheint in Frage gestellt, seit Gehölzpflege-Arbeiten anstehen, die hohe finanzielle Mittel für ihre Umsetzung erfordern und die die Möglichkeiten des unterhaltenden Vereins übersteigen. Die Radsportgemeinschaft Gießen und Wieseck betriebt seit der Eröffnung am 8. Juni 2013 die offizielle Mountainbike Freeride-Strecke auf dem Gießener Schiffenberg, die von der Stadt Gießen ermöglicht wird.

Frage des Interesses

Wie groß das Interesse der Mountainbike-Szene an dem Areal ist, ist eine aktuell im Raum stehende Frage, der sich eine Gruppe Aktiver mit einer derzeit laufenden Online-Petition angenommen hat. In den nächsten Wochen soll zu einem öffentlichen Vor-Ort-Termin der Mountainbike-Szene mit den Streckenverantwortlichen eingeladen werden, der für Klarheit sorgen soll.

Der stellvertretende Radsportnachrichten.com-Redaktionsleiter Matthias Steinberger hat besonderen Bezug zu dem Areal, wie er in seinem Kommentar erläutert und die Bedeutung der Strecke einordnet.

Die Meinung
von Matthias Steinberger

Für den regionalen Mountainbike-Sport, der in einzelnen Disziplinen auch olympisch ausgeübt wird, sind und waren die legalen Strecken am Schiffenberg von großer Bedeutung. Ich stehe als Nutzer, Trainer und Vorstandsmitglied des Radsportbezirk Lahn hinter der Erhaltung des Streckenangebotes.

Die Befürchtungen sind groß und erfahrungsgemäß voraussehbar, dass nach einer Schließung der Strecken an anderen Orten illegale Strecken entstehen. Sie werden wiederum oftmals unprofessionell von teils unerfahrenen Personen errichtet, vertragen sich nicht mit der Natur und stellen zugleich ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für alle NutzerInnen dar. Denn für ortsfremde MountainbikerInnen ist es schwierig zu erkennen, ob solche aufgefundenen Streckenbauten legal oder illegal erbaut wurden und deren Befahrbarkeit möglich ist.

Neben dem ursprünglichen Ziel der Errichtung eines Freizeitangebotes für Jung und Alt sollten die Strecken am Schiffenberg auch zur Zusammenführung der einzelnen NutzerInnen dienen. Die Betroffenen werden an einen zentralen Punkt gelockt, der attraktiv genug ist – um an anderen Stellen des Waldes keine abweichenden Strecken unerlaubt anzulegen. Während der vergangenen Jahre sind mir rund um den Schiffenberg keine illegalen Streckenbauten aufgefallen.

Bei einer Schließung der Strecken würde sich der Zustand im umliegenden Radius erwartungsgemäß ändern. Dies führt bei allen Betroffenen zu einem unverträglichen Ärgernis.

Letztlich kann ich hinzufügen, dass der Bikepark in Gießen-West, sowie die Pumptrack-Anlage am Schwanenteich keinen Vergleich oder gar eine Ausweichmöglichkeit für die am Schiffenberg ausgeübten Disziplinen bieten.

Die Schließung der Strecken würde zugleich die Schließung von insgesamt drei Mountainbike-Disziplinen bedeuten, die sich in Gießen und Ortsteilen nicht fachgemäß ausüben lassen. (Enduro, Downhill, Cross Country Olympic)

Ich bin in der RSG Gießen und Wieseck als Mountainbike-Trainer tätig. In meinem Nachwuchstraining betreue ich aktuell eine Gruppe aus Kindern zwischen acht und 13 Jahren. Da uns kein Vereinsgelände für ein ungestörtes und sicheres Training zur Verfügung steht, muss ich anderweitig kreativ werden. Gerne würde ich die vorhandenen Strecken auf dem Schiffenberg dem Nachwuchs zur Verfügung stellen, im Rahmen der Trainingszeit eine zeitweise Sperrung einzelner Abschnitte vornehmen, um praxisnah sichere Fahrtechniken zu vermitteln. Eine solche Möglichkeit besteht lediglich auf einem offiziellen Vereinsgelände, wie dem am Schiffenberg. Mit einem dauerhaften Entfall der Strecken würde auch dem Nachwuchs eine essentielle und vor allem abgesicherte Trainingsmöglichkeit entfallen.

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Profilfoto Stephan Dietel Radsportnachrichten
Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

Matthias Steinberger
Stv. Redaktionsleitung | Leitung Fotoredaktion | Ressortleitung Mountainbike, Radreise, Technik | Formatchef "Wohin am Wochenende" | mst@radsportnachrichten.com

Wohnt in Gießen, treibt seit dem Jahr 2018 das Ressort Mountainbike voran und ist Erfinder und Leiter des Formats "Wohin am Wochenende". Als Stv. Redaktionsleiter ist er eine Säule der Redaktion und zählt zum Inventar. Seine Wurzeln liegen im XC-Sport und führten durch mehrere Stationen. Der noch immer aktive Ausdauersportler ist keineswegs festgefahren. In unserer Redaktion stürzt er sich voller Begeisterung in die Welt des Radsports.

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