XCO-Spitzensport vor Familie und Freunden

GEDERN – Das Vulkan-Race in Gedern war wieder Gastgeber für die Internationale Mountainbike Bundesliga – eine Mittelhessin und vier Mittelhessen mischten mit. Und auch in den Nachwuchsklassen der BDR-Sichtungsrennen und bei einem Zwei-Stunden-Rennen waren einige Heimische mit teils weit gereister Konkurrenz unterwegs.

Der für die Bundesligarennen 4,05 Kilometer lange Rundkurs mit 140 Höhenmetern war erneut um weitere Abschnitte erweitert worden und hatte damit fast alles zu bieten, außer Abschnitte, die einen kurzen Moment zum Verschnaufen zuließen.

Durch sein hohes fahrtechnisches Niveau hat der Rundkurs in Gedern den C2-Status. Für die Topten-Plätze der Internationalen Mountainbike Bundesliga (XCO) gab es damit Weltranglisten-Punkte. Ein Anwärter dafür war Noah Jung von der RSG Gießen und Wieseck, der für das Team DELTA-BIKE.DE fährt. Zwei Wochen zuvor hatte Noah Jung als Achter in Lennestadt-Saalhausen seine jüngsten Weltranglistenpunkte eingefahren. Dadurch stand er entsprechend weiter vorne in der Startaufstellung für das Vulkan-Race in Gedern.

Startloop und acht lange Runden

Im Mittelfeld hatte Niclas Zimmer von der RSG Gießen und Wieseck seinen Startplatz, der im Mountainbike-Bereich für das Stenger-Bike-Team fährt. Etwas weiter hinten stand mit Rico Libesch vom TGV Schotten der dritte Gießener Fahrer im Rennen. Libesch wohnt seit seinem Studium in Wieseck und fährt für das Team HWG Gedern. Für sein Heimrennen hoffte er darauf, dass die Renndauer im unteren Teil der angegebenen Toleranz um 1:15 Stunden bleiben würde, denn er hatte sich gerade erst von einer Erkältung erholt. Die angesetzten acht Runden auf der gut vier Kilometer langen Strecke ließen aber das Gegenteil vermuten.

YouTube-Video: Vulkan-Race Gedern 2022 Internationale Mountainbike Bundesliga | Grafik: Jan Heilenz, Kamera/Schnitt: Stephan Dietel. Tipp: Über die Sprungmarken in der Timeline gelangt ihr zu den unterschiedlichen Rennklassen des Videos.

Platzierung erfolgreich verteidigt

Mit dem Startschuss für das gemeinsame Rennen der Männer Elite und U23 war zunächst eine Einführungsrunde rund um die Arena des Start- und Zielbereichs zu absolvieren. Sie bot kaum Möglichkeiten für Überholvorgänge. Dementsprechend wichtig war der Start. Schon nach der ersten vollen Runde hatte sich das Rennen in mehrere Gruppen geteilt. Vorne eine Hand voll Favoriten für die Podiumsplätze und kurz dahinter folgte schon Noah Jung, der als bester heimischer Starter auf Rang 14 unterwegs war. Um diesen Platz bewegte sich Noah Jung auch in den folgenden Runden, bei denen er einige Duelle und Phasen auf sich allein gestellter Nachführarbeit zu meistern hatte. Die kontinuierliche Tempoverschärfung, die man schon oft von ihm gesehen hatte, konnte er in Gedern aber nicht so richtig zünden. Platz 14 war es am Ende, den der Wiesecker U23-Fahrer für sich sichern konnte. „In der ersten Runde habe ich am ersten Berg schon gemerkt, dass die Beine nicht so gut waren. Ich kam aber recht gut weg und konnte meine Position in den top 15 gut halten. Hinten raus, Mitte des Rennens, hatte ich dann ziemlich zu kämpfen mit meinen Beinen. Die waren, warum auch immer, ziemlich müde heute. Ich konnte mich dann lange acht Runden lang aber durchkämpfen bis auf Platz 14. Ein solides Rennen, das nehme ich so mit. Und in zwei Wochen sieht man dann bei der Deutschen Meisterschaft wie’s besser läuft“, zeigte sich Noah Jung in seiner Bilanz selbstbewusst und zuversichtlich.

Noah Jung in Gedern

„Mitte des Rennens hatte ich dann ziemlich zu kämpfen mit meinen Beinen.“

Noah Jung, RSG Gießen und Wieseck/Team DELTA-BIKE.DE

Niklas Schehl revanchiert sich für Saalhausen

Mit einer Aufholjagd beschäftigt war Noah Jungs Wiesecker Vereinskollege Niclas Zimmer, nach dem er durch einen Sturz vor ihm kurz aufgehalten worden. Platz 19 stimmte den Biebertaler daher versöhnlich mit dem Ausgang des Rennens. Das schien mit seiner langen Renndauer auch die Fahrer an der Spitze mächtig zu fordern. Niklas Schehl vom Stop&Go Maderabwehr MTB Team sicherte sich nach stattlichen 1:45 Stunde den Sieg mit 35 Sekunden Vorsprung vor David List vom Lexware Mountainbike Team. Zwei Wochen zuvor hatte es beim Bundesliga-Rennen in Lennestadt-Saalhausen andersherum ausgesehen. Auf Platz drei in Gedern kam mit 2:01 Minute Rückstand zum Sieger Alex Bregenzer vom Eighty Aid Racing Team.

Vorzeitiges Aus und Anerkennung

Für U23-Fahrer Rico Libesch hatte das ausgesprochen lange Rennen nach seiner gerade abgeklungenen Erkältung das vorzeitige Aus zur Folge. Er wurde damit noch auf Platz 33 im Ergebnis notiert, freute sich aber dennoch über das Rennen vor heimischem Publikum und zeigte sich anerkennend für die Leistung der Elitefahrer. „Das Rennen war sehr, sehr lang. Wir sind mit den Elitefahrern gefahren. Die waren auf jeden Fall sehr, sehr stark. Daher auch nochmal Gratulation“, sagte Libesch mit sportlicher Anerkennung. Er möchte sich jetzt erstmal vollends erholen, um dann in guter Verfassung neu anzugreifen.



Fotostrecke: Internationale MTB Bundesliga beim Vulkan-Race in Gedern. Fotos: Stephan Dietel


Michelle Luft in Topten

Sehr zufrieden mit ihrem Rennen war Libeschs Vereins- und Teamkollegin Michelle Luft, die als erste heimische Startende im Frauen-Rennen den Bundesliga-Block beim Vulkan-Race eröffnet hatte. Sie brannte förmlich für ihr Heimrennen, fuhr sich am Teamzelt der HWG Gedern ausführlich warm und ging alle Details durch, die ihr für ein optimales Rennen wichtig werden könnten. Sie, die in Gedern wohnt, hatte Familie und Freunde an der Strecke, die ihr Rennen verfolgten. Sie hatte einen guten Start und konnte das gesamte Rennen lang ihre Position verteidigen. Ihr neunter Platz nach 1:35 Stunden stimmte sie sehr zufrieden, denn auf ihrer Heimstrecke blieb sie ohne Sturz oder Defekt. Der Sieg ging an Finja Lipp (Ghost Factory Racing), die mit beachtlichen 4:50 Minuten Vorsprung vor Elisabeth Brandau (EBE Racing Team) und der Drittplatzierten Romana Carfora (Schilder MTB Team) gewann, die schon 6:31 Minuten Rückstand zur Siegerin hatte. Lipp war eine von fünf Fahrerinnen, die ihren Konkurrentinnen durch dieses hohe Tempo eine Runde Rückstand beschert hatten.

Faire Abschluss-Geste

Im dritten Rennen der Internationalen MTB Bundesliga beim Vulkan-Race war der dritte Fahrer von der TGV Schotten im HWG-Gedern-Teamtrikot am Start: Junior Henrik Braun hatte beim Start auf dem ansteigenden Wiesenhang kurz abbremsen müssen und damit einige Plätze verloren. Danach lief aber alles nach Plan für den Unter-Schmittener, der beim Sieg von Paul Schehl vom Lexware Mountainbike Team auf Platz 18 fuhr. Sein versöhnlicher Zieleinlauf, mit einer Geste der Anerkennung für Mika Schöpplein (SKG Bauschheim/Stenger-Bike-Team), war ein sportlich fairer Abschluss für sein Heimrennen und das Vulkan-Race insgesamt.

Mehr Zuschauende verdient
aus der Redaktion

Ob es eine Auswirkung der Corona-Jahre war, am langen Pfingstwochenende lag oder an der Wettervorhersage. Die Gründe könnten vielfältig sein, doch der Wunsch ist nur ein einziger: Mehr Zuschauende beim Vulkan-Race in Gedern. Am Ende gab es vielleicht so viele Zuschauende wie Regentropfen an den beiden Renntagen: Deutlich weniger als erwartet.

Die Ausrichtergemeinschaft der HWG Gedern und des TGV Schotten schuftete so viele Tage für das Rennen, baute an Start und Ziel ein riesiges Areal auf, das einer Arena gleich kommt. Parkplätze wurden ausgewiesen, die gut vier Kilometer lange Strecken mit Absperrungen versehen, Brücken aufgebaut und, als Premiere in diesem Jahr, ein Rundweg für Zuschauende eingerichtet. Der führte auch in den Steinbruch, der als neuer Abschnitt die Strecke bereicherte und das Rennen auch damit in den C2-Status hob. Es rangiert in einer Liga, die nur wenige Orte in Deutschland zu bieten haben. Und das Vulkan-Race lockt in jedem Jahr zahlreiche Nachwuchsfahrerinnen und -fahrer und die deutsche Spitze des Cross-Country Mountainbike-Sports nach Gedern.

Vielleicht waren auch so viele Zuschauende da wie immer und sie hätten sich in diesem Jahr einfach weiter verteilt, an den vielen interessanten Stellen der großen Strecke, meinte eine Helferin des Orga-Teams zum Ende des zweiten Renntages. Mit der vorhandenen Logistik und der Professionalität der rund 80 eingesetzten Helferinnen und Helfer hätte die Veranstaltung locker viel mehr zuschauende Menschen verkraftet – „und auch verdient“, schob einer der Helfer hinterher.

Man würde es ihnen sehr gönnen, denn Gedern hat es mit dem Vulkan-Race bereits zu internationaler Bekanntheit gebracht, die jedes Jahr die Deutsche Spitze und einige ausländische Teilnehmende anlockt. In Gedern ist alles vorhanden für die perfekte Rennatmosphäre, wie an den ganz großen Orten der Szene – nur ein paar mehr Menschen dürften das Rennen auch nach so vielen Jahren der Ausrichtung noch für sich entdecken.

Vulkan-Race in Gedern
Das Vulkan-Race wächst stetig: Nur die Zahl der Zuschauenden schien diesmal rückläufig. Foto: Stephan Dietel

Etwas von allem und nie langweilig

Es regnete zwar ein paar Mal an den zwei Tagen des Vulkan-Race in Gedern, aber letztlich kam viel weniger Wasser vom Himmel, als in der Vorhersage möglich schien. Und zwischendurch war es dann hochsommerlich warm. Das Eliterennen fiel eine ganze Ecker länger aus als geplant und dauerte fast schon so lange, wie das Zwei-Stunden-Rennen am Vortag, das eingefleischten Marathonfahrern hingegen wie ein Sprintrennen vorgekommen sein dürfte. Und auch die Zieleinläufe hatten von knappen Ankünften bis zu so großen Abständen, dass sich nachfolgende Starts verschoben, von allem etwas zu bieten. Es war von allem etwas geboten und wurde nie langweilig beim Vulkan-Race in Gedern. Dafür sorgten auch einige mittelhessische Teilnehmen in den weiteren Rennen der zweitägigen Großveranstaltung.

Nachwuchs- und Zwei-Stunden-Rennen

Ein Auszug: Emilian See (TGV Schotten/Lexware MTB Team) gewann beispielsweise am Samstag (04.06.) das Zeitfahren der U17 in der BDR-Nachwuchssichtung um den MTB HessenCup und hatte auch am Sonntag (05.06.) im XCO Cross-Country-Rennen hörbar viel Beifall an der Strecke. Dabei fuhr er auf Platz sieben. Die lange Ergebnisliste der Nachwuchsklassen weist einige mittelhessische Startende und Vereine aus, die in Gedern achtbar mit teils weit gereister Konkurrenz fuhren. In der Einzelwertung des Zwei-Stunden-Rennens, das zum Abschluss des ersten Renntages stattfand, stand in Maximilian Lohmaier vom RSV Marburg auf Platz zwei ebenfalls ein Mittelhesse auf dem Podium.

Ergebnisse

Alle Ergebnisse vom Vulkan-Race Gedern 2022 findet ihr hier.

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Stephan Dietel
Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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